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Nachtwächter Stadtführungen

Mittelalter und Stadtgeschichte hautnah erleben, in authentischer Umgebung, kompakt und kurzweilig dargestellt in neuen und alten Medien.
Anders als alle anderen Nachtwächter Touren. Eine spezielle Themen Stadtführung sowohl für Einheimische, Schweizer und Gäste aus aller Welt.

Martiniplan_1597
Die Luzerner Stadtansicht von Martin Martini 1597

Öffentliche Nachtwächter Tour
Öffentliche Nachtwächter Führungen finden von April bis Oktober fast jeden Samstag nach Sonnenuntergang statt.
Für Informationen zu öffentlichen Nachtwächter Touren klicken Sie hier.


Private Nachtwächter Tour
Private Nachtwächter Führungen sind fast jederzeit nach Sonnenuntergang möglich. Mehr dazu hier.
(Das Pendant bei Tageslicht heisst Private Mittelalter Stadtführung und Informationen dazu finden Sie hier.)


Highlights
- Sehenswürdigkeiten der Altstadt
- Das Leben im Mittelalter
- Recht und Ordnung
- Der Totentanz des Jakob von Wyl
- Bilder auf iPad und Lichtbildprojektion


Dauer und Länge
Im Sommer ca. 90 Minuten, im Winter ca. 60 Minuten / ca. 1,6 km.


Treffpunkt
Rathausquai/Rosengartplatz, bei der Kapellbrücke, rechtes Flussufer.


Startzeiten
Der öffentliche Nachtwächter Rundgang beginnt kurz nach Sonnenuntergang.
Die Startzeiten sind wie folgt:
29. März um 19:30 Uhr
01. - 14. April um 20:30 Uhr
15. - 30. April um 21:00 Uhr
01. Mai - 11. August um 21:30 Uhr
12. - 31. August um 21:00 Uhr
01. - 12. September um 20:30 Uhr
13. - 30. September 20:00 Uhr
01. - 14. Oktober um 19:30 Uhr
15. Oktober - 01. November um 19:00 Uhr


Leistungen

Szenischer Nachtwächter Stadtrundgang mit deutsch sprechendem, mittelalterlich gekleidetem Stadtführer und multimedialer Präsentation.


Beschreibung
Nachtwächter Ralf Stadtführung mit Schwerpunkt Luzern und Eidgenossenschaft vom 12.-18. Jahrhundert.

Die Tour beginnt mit dem Klang des Feuerhorns, gefolgt vom Nachtwächter-Betruf. Und schon geht's los. Nachtwächter Ralf erzählt von seinem Leben in niederem Stande und von anderen unehrlichen Berufen. Anhand des 400 Jahre alten Martiniplans erklärt er die Route Ihres Rundgangs und zeigt Ihnen Sehenswürdigkeiten vom Alten Luzern. Vieles davon ist heute noch erhalten und einiges davon werden Sie heute näher kennen lernen.

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Die Kapellbrücke, 1897.
Sie beginnen mit dem Wahrzeichen Luzerns, dem Wasserturm und der später dazu gebauten Kapellbrücke. Der Nachtwächter berichtet vom Innenleben des Turmes, vom Verlies, der ehemaligen Folterkammer und vom Aufziehen im Obgaden.
Am Kapellplatz hören Sie Interessantes von der mittelalterlichen Gesellschaft und vom Leben in der aufblühenden Stadt und Republik Luzern.


Toggeli
Das Toggeli (The Nightmare)
Weiter geht's durch die Furrengasse, wo früher ein Gespenst und allerlei Toggelis ihr Unwesen trieben.

Am Kornmarkt sehen Sie das Rathaus, den Rathausturm mit seinen Ausguckerkern und die Zunftstube zur Pfistern. Sie sehen den Luzerner Fuss und die Elle und Sie hören die Geschichte vom Riesen von Reiden.


Mordnacht_von_Luzern
Mordnacht von Luzern
Im Brandgässli folgt die Legende der Mordnacht, bevor Sie zum Weinmarkt ziehen, wo früher Osterfestspiele aufgeführt wurden. Sie hören das Gedicht des Todes aus dem Schlussakt des Cenodoxus, aufgeführt in Luzern im Jahre 1609.


Weiter geht's zum unteren Weinmarkt, dem ersten Gerichtsplatz der Stadt Luzern, wo früher ein Pranger stand. Im Zöpfli am Fluss geht es dann um Recht und Ordnung und die leidvolle mittelalterliche Gerichtsbarkeit. Sie erfahren Einzelheiten über die damals üblichen Verhörmethoden und die Strafen an Leib und Leben.

Weiter geht es über die erste Brücke Luzerns zum Schaufenster der Alten Suidterschen Apotheke.
Danach gehen Sie zum Ritterschen Palast, wo Sie die Geschichte des Giovanni Lynzo alias Hans von Trient hören.

Ein weiterer Höhepunkt bildet die Wort-Bild Präsentation des siebenteiligen Totentanz-Zyklus des Jakob von Wyl.


Totentanz des Jakob von Wyl, Bild 2.
An der Jesuitenkirche vorbei, gehen Sie weiter über die Kapellbrücke, wo Sie ein paar Bilder näher betrachten. Am Ende der Kapellbrücke angelangt, endet die Tour.


Einige der Protagonisten der Nachtwächter Tour
Diebold Schilling d. J., der umtriebene Chronist, Notar, Kaplan und Raufbold.
Renward Cysat, der bescheidene Apotheker, Stadtschreiber, Festspielleiter.
Jakob von Wyl, der Künstler und Pechvogel von Luzern.
Ludwig Pfyffer von Altishofen, dem das Glück ins Gesicht lacht.
Martin Martini, genialer Kupferstecher und Grossmaul.
u.a.


Weitere Informationen 
Die Tour ist mit vielen Bildern umrandet. Diese werden auf Papier und iPad präsentiert.
Nach Einbruch der Dunkelheit kommt ein Beamer zum Einsatz.
Der Strassenbelag besteht aus Kopfsteinpflaster.
Die Tour ist rollstuhlgängig.
Der Rundgang kann für EinzelpersonenPrivat und für Gruppen gebucht werden.














Von den Pfahlbauern bis zur Stadtgründung Luzerns

 Die Anfänge – Leben am Wasser

Schon vor über 5000 Jahren lebten Menschen in der Zentralschweiz. Im Wauwilermoos, unweit von Luzern, wurden Pfahlbauten entdeckt, die auf etwa 4300 v. Chr. datiert werden. Auch Luzern selbst dürfte sehr alt sein: Bei Bauarbeiten für das ewl See-Energiezentrum im Jahr 2020 wurden Spuren einer Siedlung gefunden, die rund 3000 Jahre alt ist – etwa aus dem Jahr 1000 v. Chr.

Pfahlbauten wurden meist direkt am Wasser errichtet. Der Vierwaldstättersee war also schon damals ein wichtiger Ort zum Leben – vor allem wegen der reichen Fischbestände. Man geht davon aus, dass an der Stelle des heutigen Luzerns ein Fischerdorf lag, lange bevor es eine Stadt wurde.


Kelten, Römer und Alemannen

Etwa um 800 v. Chr. kamen die Kelten aus dem Osten und liessen sich in der heutigen Schweiz nieder. Später, im 1. Jahrhundert v. Chr., eroberten die Römer das Gebiet. Sie nannten die keltischen Stämme "Helvetier" und machten Helvetien zu einer Provinz des Römischen Reichs.

Luzern selbst wird in den römischen Quellen nicht erwähnt – wahrscheinlich war es damals zu unbedeutend.

Nach dem Abzug der Römer im 4. Jahrhundert n. Chr. wanderten germanische Stämme wie die Alemannen in die Region ein. Mit der Zeit vermischten sich die Alemannen mit den Helvetiern und den zurückgebliebenen Römern – daraus entwickelte sich das Volk, das später die Eidgenossenschaft gründete.


Die erste Erwähnung Luzerns

Im Jahr 840 n. Chr. taucht Luzern zum ersten Mal schriftlich auf – unter dem Namen "Luciaria" in einem Dokument des Klosters St. Leodegar im Hof. Dieses Benediktinerkloster war bereits im 8. oder 9. Jahrhundert gegründet worden und war das religiöse Zentrum der Region.


Luzerner Schilling, 1513, Folio 3r
Ein Engel erleuchtet Luzern, Luzerner Schilling, 1513, Folio 3r

Der Name Luzern hat übrigens nichts mit dem lateinischen "Lux" (Licht) zu tun – auch wenn viele diese romantische Vorstellung mögen. Viel wahrscheinlicher ist, dass der Name vom lateinischen "lucius" kommt – dem Hecht. Also: Luzern – der Ort, an dem es viele Hechte gibt.


Die Gründung der Stadt

Die eigentliche Stadt Luzern wurde wahrscheinlich zwischen 1180 und 1200 gegründet. Verantwortlich dafür waren vermutlich die Brüder von Eschenbach: Der eine war Abt des Klosters Murbach im Elsass, der andere Propst des Luzerner Klosters im Hof. Luzern und 15 umliegende Höfe gehörten dem Kloster Murbach – und es war wirtschaftlich sinnvoll, hier eine Stadt mit Markt zu gründen.

Für eine mittelalterliche Stadt brauchte es drei Dinge:

  • Eine Stadtmauer zum Schutz,

  • eine Kirche als religiöses Zentrum,

  • und einen Markt mit gesicherten Handelswegen.

Luzern lag perfekt zwischen dem Mittelland und den Alpen: Aus dem Berggebiet kamen Käse, Butter und Fleisch, aus dem Flachland Getreide und Salz – ideale Voraussetzungen für einen florierenden Markt.


Rathaus und Pfistern, Ulrich Gutersohn (1862-1946))
Die Waren wurden mit Nauen auf dem Wasserweg direkt zum Luzerner Markt gebracht.
Bild: Rathaus und Pfistern, Ulrich Gutersohn (1862-1946))

Der Markt – Herzstück des städtischen Lebens

Schon früh war Luzern ein wichtiger Handelsplatz. Die Markttage – Dienstag und Samstag – haben bis heute Bestand. Das hängt auch mit dem Wochenrhythmus der Marktfahrer zusammen, etwa aus Weggis, wo dank mildem Klima viel Gemüse angebaut wurde:

Typischer Wochenplan eines Weggiser Marktfahrers im Mittelalter:

  • Montag: Gemüse verladen, Fahrt nach Luzern

  • Dienstag: Markttag in Luzern, Rückfahrt

  • Mittwoch: Fahrt nach Flüelen, Transport nach Altdorf

  • Donnerstag: Markt in Altdorf, Rückreise

  • Freitag: Erneut nach Luzern

  • Samstag: Zweiter Markttag in Luzern

  • Sonntag: Ruhetag

Der Vierwaldstättersee diente dabei als wichtigster Verkehrsweg – schneller und einfacher als über Land.


Und der Gotthard?

Der berühmte Gotthardpass spielte bei der Stadtgründung Luzerns noch keine Rolle. Der Transitverkehr über den Gotthard entwickelte sich erst im 13. Jahrhundert – zu einem Zeitpunkt, als Luzern längst eine gefestigte Stadt war.



Schweinehaltung in der Stadt Luzern

Wie in vielen anderen Städten hielten die Bürger von Luzern bis ins 15. Jahrhundert ihre Schweine frei in der Stadt. Die Stadtmauern und Tore bildeten eine natürliche Begrenzung, innerhalb derer sich die Tiere frei bewegen konnten. Sie ernährten sich vor allem von Küchenabfällen, die aus den Fenstern geworfen wurden, und fühlten sich "sauwohl".

Um die Schweine ihren Besitzern zuzuordnen, wurden ihnen Muster ins Ohr geschnitten. Die Halter waren meist wohlhabendere Bürger, da sich nur Bessergestellte ein Schwein leisten konnten.

Die Abfälle wurden in die engen Gassen zwischen den Häusern geworfen. Diese Gassen waren oft so schmal, dass es einmal vorkam, dass ein Schwein darin stecken blieb und verendete. Daraufhin wurde festgelegt, dass Gassen breit genug sein mussten, damit ein Schweinchen darin wenden konnte.


Probleme und Veränderungen

Die frei laufenden Schweine sorgten jedoch auch für Ärger. Sie drangen in Gärten ein und fraßen, was sie fanden. Zudem gab es keine sanitären Anlagen, sodass viele Gassen auch als "Schissigässlein" dienten. Der Gestank war allgegenwärtig, und die hygienischen Zustände führten zu einer hohen Säuglingssterblichkeit. Mitte des 14. Jahrhunderts erreichte die erste Pestwelle Luzern, und langsam wurde klar, dass sich etwas ändern musste. Doch es dauerte lange, bis Maßnahmen ergriffen wurden. Noch Ende des 18. Jahrhunderts bezeichnete Goethe Luzern als "Storchennest", ein Hinweis auf die unhygienischen Verhältnisse.


Verbot der freilaufenden Schweinehaltung in Luzern

1469 wurde es schließlich verboten, Schweine frei in der Stadt herumlaufen zu lassen. In einer offiziellen Anordnung hieß es:

„Meine Herren haben allen Bürgern verboten, ihre Schweine frei in der Stadt herumlaufen zu lassen. Wer sich nicht daran hält, muss eine Geldstrafe von einem Pfund zahlen. Falls es wiederholt vorkommt, werden die Stadtdiener die Tiere einfangen. Sollte jemand durch freilaufende Schweine einen Schaden erleiden, wird der Besitzer dafür verantwortlich gemacht, als hätte er den Schaden selbst verursacht.“

Quelle: StALU RP 5A fol. 176r, Eintrag von Melchior Russ d. Ä., 19. oder 26. Mai 1469,
Sammlung schweizerischer Rechtsquellen (PDF)



Ein tragischer Vorfall mit einer Muttersau (1563)

Wickiana [F 15, 389]
Wickiana [F 15, 389]

In der Wickiana, einer Sammlung von Nachrichten aus dem 16. Jahrhundert, wird ein schrecklicher Vorfall aus dem Jahr 1563 berichtet. In Maschwanden im Freiamt kam es zu einem tödlichen Unfall mit einem Schwein.

Im Juni (Brachmonat) wurden einer Muttersau gerade erst die Ferkel weggenommen. Das unbeaufsichtigte Kind einer Familie wurde von der aufgebrachten Sau angegriffen. Das Tier biss dem Kind den Kopf ab, woraufhin es starb.

Quelle: Wickiana, Nachrichtensammlung des Johann Jakob Wick, 16. Jahrhundert [F 15, 389]


Anmerkung zu „Maschwanden im Freiamt“

Der in der Wickiana genannte Ort "Maschwanden im Freiamt" bezieht sich vermutlich auf Maschwanden, eine Gemeinde im Kanton Zürich. Das historische Freiamt liegt jedoch im Kanton Aargau, südlich von Maschwanden. Es ist möglich, dass Maschwanden damals aufgrund seiner Nähe oder politischer Zugehörigkeiten mit dem Freiamt in Verbindung gebracht wurde.




Der Musegger Umgang

Im Mittelalter waren Großbrände häufig, da die Häuser meist aus Holz gebaut und mit Stroh oder Schindeln gedeckt waren. Dadurch konnten sich Feuer leicht ausbreiten, oft brannten ganze Häuserzeilen oder sogar Stadtteile nieder. Auch Luzern blieb davon nicht verschont – was wohl zur Redensart führte:

„Z’ Lozärn brönnts gern.“

Nach dem verheerenden Stadtbrand am Peter- und Paultag (29. Juni) des Jahres 1340 beschloss die Obrigkeit, Maßnahmen gegen die Feuersbrünste zu ergreifen. Zum Zeichen ihres Ernstes legte sie ein Gelübde ab: Jährlich sollten drei Ratsmitglieder eine Wallfahrt nach Rom unternehmen.

In den 1460er-Jahren wurde dieses Gelübde in den „Musegger Umgang“ umgewandelt. 1512 verlieh Papst Julius II. der Prozession den Charakter einer Pilgerreise mit vollkommenem Ablass.

Musegger Umgang, Ulrich Gutersohn (1862-1946)
Musegger Umgang, 1894, Ulrich Gutersohn (1862-1946)

Die Stadtwallfahrt entwickelte sich zum bedeutendsten Kirchenfest Luzerns – sogar noch größer als die Fronleichnamsprozession. Päpstliche Legaten aus Rom, Äbte umliegender Klöster, Komture geistlicher Ritterorden, Landammänner der Urkantone und das einfache Volk strömten in großer Zahl herbei.

Niklaus von Flüe (1417–1487) nahm oft daran teil und wurde mit grossem Respekt als „lebendiger Heiliger“ bestaunt. Einmal sollen ihm die Luzerner einen neuen Rock geschenkt und den alten als Reliquie behalten haben. Laut Hans Kurmann soll es sich bei dem in der Jesuitenkirche ausgestellten Rock um eben diese Reliquie handeln.


Der Ablauf der Prozession

Jeder Haushalt in Luzern war verpflichtet, mindestens eine Person zum Umgang zu schicken. Im 17. und 18. Jahrhundert überstieg die Zahl der Teilnehmer sogar die damalige Stadtbevölkerung. Die Pilger füllten die Straßen, Gasthäuser und Stuben. Die Stadt spendierte den Armen, Kranken und Ratsherren ein Fischmahl, den Priestern dazu auch Wein. So ging der kirchliche Anlass stets in ein geselliges Fest über.

Der ursprüngliche Musegger Umgang fand am 23. März statt und führte von der Hofkirche durch die Stadt hinauf zum Musegghügel. Dort versammelten sich die Teilnehmer unter freiem Himmel zur Messe. Am Prozessionsweg steht eine Marienkapelle, ein Bau aus dem 17. Jahrhundert.

Der „Skandal“ von 1522

Üblicherweise wurde ein auswärtiger Prediger eingeladen, um die Museggpredigt zu halten. Im Jahre 1522 fiel die Wahl auf den Zürcher Geistlichen und Zwingli-Freund Konrad Schmid. Er nutzte die Gelegenheit, um von einem gütigen Gott zu sprechen, der sowohl „väterlich“ als auch „mütterlich“ sei, und erklärte die Bibel zur einzigen Autorität. Zudem kritisierte er den Papst und die Heiligenverehrung.

Viele Zuhörer waren begeistert, andere jedoch empört – darunter auch die Obrigkeit. Diese Predigt markierte das Ende aller reformatorischen Bestrebungen in Luzern. Für die nächsten drei Jahrhunderte wurde jede protestantische Bewegung in der Stadt mit eiserner Hand unterdrückt.

Der Musegger Umgang heute

Mit der Zeit nahm das Interesse am Musegger Umgang ab. Doch es gibt Bestrebungen, diese Tradition in neuer Form wieder aufleben zu lassen. Jedes Jahr Anfang Mai wird dieser Anlass feierlich begangen.


Kopie Kapellbrücke Bild Nr 39, Dr. Jost Schumacher
Kopie Kapellbrücke Bild Nr. 39, Musegger Umgang, © Dr. Jost Schumacher


Quellen:

  • Luzern in der guten alten Zeit, Hans Kurman, 1982.
  • Lux Ritter Schultheiss und Bauherr, Kuno Müller, 1964.
  • Robert Knobel, Luzerner Zeitung 22. März 2022, Warum Luzern fast reformiert wurde.
  • Katholische Kirche Stadt Luzern, Pfarreiblatt, Zum Wohle der ganzen Stadt.




Die Luzerner Hebammen Ordnung von 1594

Eine Gebärende in einem Geburtsstuhl
Wikipedia
Im alten Luzern gab es um 1594 drei vom Rat gewählte und besoldete Hebammen. Daneben gab es mehrere Lernende. Diese nannte man Lehrfrau-Wartnerinnen und sie erhielten auch einen kleinen Lohn und hofften bald zur Hebamme aufsteigen zu können.
Die Stadthebammen waren Staatsangestellte und hatten einen Eid zu leisten. Darin stand u.a. dass sie Reiche wie Arme gleichermassen ohne Unterschied zu bedienen hatten und neben ihrem vom Rat gegebenen Lohn kein weiteres Entgelt direkt von den Familien fordern durften. Die Torwächter waren angewiesen, den Hebammen auch bei Nacht jederzeit die Tore aufzuschliessen, so dass diese ungehindert ihrer Arbeit nachgehen konnten.

Hebammen hatten auch Staatsaufgaben zu erfüllen. Sie mussten nicht nur jede Geburt melden, sondern bei unehelichen Kindern auch den Namen des Vaters erfragen.
Ebenso wurden Hebammen von der Obrigkeit herangezogen, wenn es darum ging, der Hexerei angeklagte Frauen auf eine mögliche Schwangerschaft hin zu untersuchen. Nicht selten gaben nämlich der Hexerei angeklagte Frauen an, schwanger zu sein. Wenn dem so war, so wurde nach karolingischem Recht mit der Urteilsvollstreckung abgewartet, bis das Kind geboren war.
Auch Aborte mussten gemeldet melden, damit die Obrigkeit bei vermutetem absichtlich herbeigeführtem Schwangerschaftsabbruch, Ermittlungen aufnehmen konnte.

Frauen, die absichtlich einen Schwangerschaftsabbruch herbeiführten nannte man Kindsverderberinnen und im Hochmittelalter wurden diese lebendig begraben. Siehe auch: Die Kapelle der Kindsverderberinnen am heutigen Kreuzstutz

Es liegt nahe, dass die Hebammen auch über Mittel der Empfängnisverhütung und Schwangerschaftsabbruch Bescheid wussten. Dieses "verbotene Wissen" mussten sie geheim halten, um nicht zu riskieren, als Hexen verschrien zu werden.
Mit Sicherheit waren viele Hebammen auch heilkundige Kräuterfrauen. Vielleicht verfügten Sie über Wissen, dass uns heute nicht mehr zur Verfügung steht. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil heilkundige Kräuterfrauen mitunter auf dem Scheiterhaufen landeten.

Nach Cysat wurden die Apotheker in Luzern angewiesen, darauf zu achten, wem sie Hauswurz verkauften. Ein Sud aus dieser Arznei wurde nämlich auch dazu verwendet, einen Schwangerschaftsabbruch herbeizuführen.


Die Hauptbestimmungen der Hebammen Ordnung von Luzern von 1594
(Quelle: Dr. Theodor Michel Luzern, Bader, Scherer, Chirurgen, Hebammen und Apotheker im alten Luzern, 1931)

1. Die Hebammen sollen ihre Kunst nicht nur aus Büchern lernen. Es gebe aber "nützliche Büchlinen", die zum fleissigen Studium empfohlen werden.
2. Es wird verlangt "zimbliche Lybssterckhe" [ziemliche Leibesstärke] und mittleres Alter, damit sie den Anforderungen ihres Amtes gerecht werden. Sie sollen examiniert werden. Ferner Trost spenden können, nicht leichtsinnig und geschwätzig sein.
3. "Krosen oder Klopfen der Knüwen" werden als Symptome der nahen Geburt bezeichnet. Unterweisung der Frauen durch die Hebammen.
4. Das "Bürdelin oder Nachgeburth" soll sofort von vertrauten Personen weggeschafft werden, damit "es nicht Etwan bösen Lüthen in die Hend khomme und zue Hexery oder Zaubery (wie das offt beschechen) gebrucht werde".
5. Den gebärenden Frauen dürfen keine aussergewöhnlichen Mittel gegeben werden, "Insonderheit khein abergleubischen Sachen, Versägnen weder bruchen noch rathen."
6. Die Hebammen müssen einander helfen, den Doktor um Rat fragen, Kollegialität halten usw.  In schweren Fällen Anzeige erstatten.
7. Es gibt drei besoldete Hebammen in der Stadt. Diese Hebammen sollen die jungen Lehrhebammen bei der Geburt instruieren, stirbt ein der alten Hebammen, dann folgt die tüchtigste Lehrfrau-Wartnerin nach im Amt.
8. Damit der Dienst gewissenhaft ausgeführt wird, erfolgte 1594 eine Lohnerhöhung:
a) Freie Behausung
b) Alle Fronfasten (vierteljährlich) 10 libra (Währungseinheit und noch früher auch Gewichtseinheit)
c) Ein Vierthel Kernen (1 Luzerner Stadtviertel ist ein Getreidehohlmass und enthält 34.64 Liter. Im Alten Luzern bedeutete Kernen entspelzter Dinkel)

Wie hoch die Besoldung tatsächlich war, lässt sich heute nur sehr schwer feststellen.
Fest steht jedoch, das gute Hebammen rar waren. was die Luzerner Obrigkeit im 18. Jahrhundert gemäss Theodor Michel darauf zurückführte, dass die Besoldung zu gering sei.

Quellen:
 Dr. Theodor Michel Luzern, Bader, Scherer, Chirurgen, Hebammen und Apotheker im alten Luzern, 1931.
Cysat Collectanea Chronica und denkwürdiger Sachen pro Chronica Lucernensis et Helvetiae. Hg.: Joseph Schmid. Luzern 1961–1977.





Der Tretkran im alten Luzern

Auf Folio 3r der Luzerner Chronik von Diebold Schilling sieht man einen Tretkran. Das Bild zeigt  den Bau der ersten Klosterkirche im Hof im 8. Jahrhundert.

Luzerner_Schilling_Folio_3r_Bau_der_ersten_Klosterkirche_im_Hof_im_8_Jahrhundert
Luzerner Schilling Folio 3r - e-codices

Ganz oben auf dem Bild ist ein Engel mit einer Laterne abgebildet und spendet Licht. Ein Hinweis auf den fälschlicherweise von "Lucerna" (Leuchte) abgeleiteten Namen von Luzern. Der Geistliche ganz links in der unteren Bildhälfte ist Abt Wichard, der den Bau leitet. Ganz unten links sind zwei Arbeiter am Mörtel zubereiten. Daneben schleppt ein Mönch mit hochgezogener Kutte Steine herbei. Ganz unten rechts verrichtet ein Steinmetz in einer offenen Bauhütte seine Arbeit. In der Bildmitte wird die neue Klosterkirche um die ehemalige Nikolaus-Kapelle herum gebaut.

Folio_3r_Ausschnitt_mit_Tretkran
Folio 3r, Ausschnitt
In der Bildmitte sieht man einen Tretkran. Was aussieht wie ein Galgen ist das Krangestell. Das Rad darunter ist die Tretmühle, die von Menschenkraft angetrieben wird (Ähnlich wie das Laufrad beim Hamsterkäfig). Das Kranseil führt von der Tretmühle über das Krangestell zu einem Eckpfeiler. Am Kranseil ist eine Steinschere (auch Wolf oder Wolfszange genannt) befestigt. Die Steinschere umgreift einen Quader wie eine Zange. Ein Arbeiter, gekleidet in den Hosen eines Stadtknechtes, ist damit beschäftigt den Quader richtig zu setzen.


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Luzerner Schilling Folio 216r
Steinschere
Steinschere
Durch das Hochziehen des Kranseils presst die Steinschere den Quader zusammen, so dass dieser gehoben werden kann (siehe Bild links).

Damit die Quader nicht abrutschen können, werden auf beiden Seiten kleine Löcher hinein gehauen (Siehe Bild rechts). So können durch das Ausnützen des eigenen Gewichts, schwerste Quader gehoben werden.


In Luzern ist uns eine Tretmühle erhalten geblieben. Sie befindet sich im Estrich der Hofkirche. Sie wird heute noch benutzt, um während des Gottesdienstes an Christi Himmelfahrt unseren Heiland hochzuziehen. Die Tretmühle kann an einer öffentlichen Führung der Hofkirche besichtigt werden.

Tretmuehle_im_Estrich_der_Hofkirche_Luzern
Tretmühle im Estrich der Hofkirche Luzern







Das beste Wasser in Luzern

Historisches Zentrum - my maps
Das beste Wasser in Luzern kann man an den Brunnen des historischen Zentrums trinken. Anders als die Häuser und Hotels von Luzern werden die Brunnen der Alt- und Kleinstadt nicht durch Druckleitungen gespiesen, sondern haben eine eigene, autonome Wasserversorgung die in ihrem Ursprung auf das Mittelalter zurückgeht.

Die ersten Brunnen der Stadt Luzern standen am Fischmarkt (heute Weinmarkt),  am heutigen Hirschenplatz, an der Verzweigung Eisengasse/Schlossergasse und am Wägus, an der heutigen Hertensteinstrasse beim Restaurant Einhorn.

Luzerner_Schilling_Folio_6v_Luzern_tritt_dem_Waldstättenbund_bei_1332
Luzerner Schilling Folio 6v
Der vielleicht erste und auch der edelste Brunnen der Stadt Luzern ist der Weinmarktbrunnen.
Schon im Jahre 1332 beim Betritt Luzerns zum Bund der Waldstätten stand am Fischmarkt ein Brunnen aus Holz, wie auf Folio 6v im Luzerner Schilling zu sehen ist.

Der Steinbrunnen am Weinmarkt, wie man ihn heute sieht,wurde 1494 von Meister Konrad Lux aus Basel vollendet. Er erhielt dafür das Bürgerrecht der Stadt Luzern. Der Original Brunnenstock ist heute im historischen Museum ausgestellt. Am Weinmarkt selbst steht eine originalgetreue Kopie des Werks. Zuoberst auf dem Brunnenstock steht der Stadtpatron Mauritius. Die sechs geharnischten Krieger zeigen eine Wehrschau, wie sie im alten Luzern im Herbst und in der Fasnachtszeit abgehalten wurde. Jeder Bürger der Stadt Luzern musste nämlich Waffen und Harnisch besitzen und diese zweimal im Jahr an einer Waffeninspektion zur Schau tragen.

WeinmarktbrunnenP1010078

Das Trinkwasser für die Haushalte, Hotels und alle Gebäude der Stadt Luzern kommt aus zwei Druckleitungen die aus einem Mix aus Seewasser, Grundwasser und Quellwasser gespiesen werden und ist von sehr guter Qualität.

Das Wasser der Brunnen im historischen Zentrum aber noch besser. Es besteht aus reinem Quellwasser das von weit oben am Pilatus im Gebiet der Bründle, Richtung Mittagsgüpfi in der Nähe vom sagenumwobenen Pilatussee entspringt. Schon im Mittelalter wurden die Quellen gefasst und das Wasser wurde entlang des Krienbachs, unter der Reussbrücke durch, bis in die Altstadt geführt.

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Wickiana, Schöpfrad an der Limmat
Während andere Städte wie Zürich das Wasser aus dem See und Fluss schöpften, genossen wir in Luzern reines Quellwasser.

Das Luzerner Brunnenwasser braucht einen Vergleich mit einem Henniez, Evian oder San Pellegrino nicht zu scheuen. Es muss auch nicht von weit her angekarrt werden. Die Transportwege sind kurz und umweltfreundlich.

Ein weiteres Qualitätsmerkmal liegt in der Stille unseres Brunnenwassers, das ohne Druckleitung auskommt. Wasserenthusiasten sagen, man solle das Wasser trinken, wenn es ruhig ist. Es gibt Leute, die lassen Hahnenwasser zuerst eine Weile stehen bevor sie es trinken, damit es ruhig und still werde.
An den Luzerner Brunnen können Sie sofort und direkt ruhiges, stilles Wasser trinken und diese Ruhe und Ausgeglichenheit in sich einströmen lassen.

Das freie Trinkwasser der Luzerner Brunnen ist ein unschätzbarer Wert, den es zu erhalten und zu beschützen gilt. Wasser sollte nicht kommerzialisiert werden. Leider ist dem nicht überall so.
Deshalb: Unterstützen Sie das Luzerner Non-profit Unternehmen wfw.ch, dass sich für freien Zugang zu Trinkwasser einsetzt.





Ritterscher Palast Luzern

Der Rittersche Palast ist der wohl eindrücklichste Renaissance Palazzo des ehemaligen Stadtstaates Luzern und wurde 1556 vom damaligen Schultheissen Lux Ritter in Auftrag gegeben.

Ritterscher_Palast_Luzern
Ritterscher Palast, Luzern
Lux Ritter wurde mit Pensionsgeldern sehr reich.
(Pensiongelder sind Geldzahlungen ausländischer Kriegsherren für die Anwerbung eidgenössischer Söldner).

Innenhof_Ritterscher_Palast
Innenhof
Luzern zählte damals nicht mehr als 5'000 Einwohner und die meisten Häuser waren aus Holz. An privaten Steinhäusern gab es nur wenige, wie z. Bsp. das heute noch bestehende zur Gilgen Haus oder das längst abgerissene Hertenstein Haus, dass mit Hans Holbein Fresken beschmückt war.

Lux Ritter gedachte ein Haus im Stil der florentinischen Renaissance aus schweren Quadern und schmucken Steinmetzarbeiten zu bauen. Dieser Baustil war in Florenz schon gut 100 Jahre alt, für Luzern aber war er neu. Lux Ritter zog Scharen von Bauleuten aus dem Süden an, die ihm ein unvergleichliches Haus errichteten, dass die alte Eidgenossenschaft überdauern sollte.

Steinhauerkunst_Ritterscher_Palast
Steinhauerkunst
Ein weitum berühmter Steinmetz und Bildhauer dieser Zeit war Johannes Lyn (Giovanni Lynzo), alias Hans von Trient. Er liess sich nur zögerlich von Lux Ritter engagieren. Sein schwärmerischer Glaube wurde ihm aber zum Verhängnis. Er wurde der Ketzerei bezichtigt, schuldig befunden und enthauptet. Am Tag seiner Hinrichtung verwünschte Hans von Trient den Bauherrn Lux Ritter. Ein paar Tage später, Zufall oder nicht, verstarb Lux Ritter.
(Weitere Informationen finden Sie in der Geschichte des Hans von Trient aus der Wickiana und in den Ausführungen von Renward Cysat).
Der künstlerische Anteil des Hans von Trient am Palast ist nirgendwo festgehalten. Gemäss Adolf Reinle ist er wohl der Schöpfer der feinen Bildhauereien.


Torbogen_Ritterscher_Palast
Torbogen
Der dreigeschossige Palast mit offenem Innenhof war zu dieser Zeit zu etwa zwei Drittel fertig gebaut. Die Erben von Lux Ritter waren nicht in der Lage den Bau weiterzuführen. Die Stadt Luzern nahm das Haus an sich und liess es fertig bauen.

Man wollte daraus das Rathaus machen, aber es kam anders. Die Zeit des Ludwig Pfyffer von Althishofen war gekommen. Er war jetzt der mächtigste Luzerner und herrschte wie ein Fürst, was ihm den Übernamen "der Schweizerkönig" eintrug.

Im Jahre 1578 übergab Ludwig Pfyffer von Altishofen das Gebäude den von ihm nach Luzern berufenen Jesuiten. Diese ergänzten den Palast zu beiden Seiten und bauten im Erdgeschoss eine Kirche ein, wie man auf dem Martiniplan sehen kann. Später wurde diese Kirche zugunsten der 1677 vollendeten Jesuitenkirche aber wieder aufgegeben. Ebenfalls auf dem Kupferstich von Martin Martini zu sehen ist die jetzt nicht mehr offene Südfassade des Palasts.

Martiniplan_1597_Ausschnitt_mit_Ritterscher_Palast_mit offener_Südfassade
Martiniplan 1597, Ausschnitt mit Ritterscher Palast mit offener Südfassade.


Schumacherplan_1790_Ausschnitt_mit_Ritterscher_Palast_und_Jesuitenkirche_1677
Schumacherplan 1790, Ausschnitt mit Ritterscher Palast und 1677 vollendeter Jesuitenkirche.

Auf päpstliche Anweisung wurde der Jesuitenorden 1773 aufgehoben und 1814 wieder hergestellt. Im Zuge des Franzoseneinfalls (1798-1803) fiel der Besitz der Jesuiten dem Kanton Luzern zu. 1845 kehrten die Jesuiten auf Betreiben der Luzerner Regierung nach Luzern zurück. Nach dem Sonderbundskrieg im Jahre 1847 wurden die Jesuiten des Landes verwiesen und bis 1973 galt in der Schweiz ein Jesuitenverbot. Der halbrunde Parlamentssaal wurde 1843 angebaut und aus dem Ritterschen Palast der Stadt Luzern wurde das kantonale Regierungsgebäude des Kantons Luzern.

Ritterscher_Palast_mit_angebautem_halbrunden_Parlamentssaal_und_überdachtem_Innenhof_©_google_maps
Ritterscher Palast mit angebautem Parlamentssaal und überdachtem Innenhof - © google maps

Hauptportal
Hauptportal
Im 2. Stock des Gebäudes befinden sich die grossformatigen Bilder des siebenteiligen Totentanz Zyklus des Jakob von Wyl.

Von Ausnahmen abgesehen ist der Palast von Montag bis Freitag der Öffentlichkeit frei zugänglich. An Samstagen, Sonntagen und an Feiertagen ist das Gebäude geschlossen. Zu besonderen Anlässen wie Wahlveranstaltungen, Regierungsanlässen und Staatsempfängen kann das kantonale Regierungsgebäude jederzeit auch kurzfristig der Öffentlichkeit nicht zugänglich sein.
Wenn Sie das Gebäude besichtigen, respektieren Sie bitte, dass sich hinter den Türen im Innenhof Büroräume der kantonalen Verwaltung befinden, wo gearbeitet wird. Bitte seien Sie leise.

Besuchen Sie den Ritterschen Palast auf einer Mittelalter Stadtführung mit Nachtwächter Ralf (saisonal öffentliche und private Rundgänge).

Quellen und Literatur:
  • Adolf Reinle: Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Band II, Die Stadt Luzern: 1. Teil.
  • Kuno Müller: Lux Ritter Schultheiss und Bauherr






Die Tore zur Hofbrücke und zur Schifflände


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„Die Tore zur Hofbrücke und zur Schifflände“ malte Xaver Schwegler (1832-1902) im Auftrag der Korporationsgemeinde Luzern. Das Gemälde zeigt die Sicht vom unteren Kapellplatz gegen den See wie es kurz vor 1835 ausgesehen hat.

Wikimedia commons
Auf der rechten Seite ist das Zur Gilgen Haus zu sehen, dazwischen ein kurzes Stück Stadtmauer mit zwei Toren:
Das rechte mit dem Rundbogen führt zur Schifflände,
das linke mit dem spitzen Bogen zur Hofbrücke.

Im Vordergrund flaniert ein Biedermeier Paar stadteinwärts, dahinter unterhält sich der Brückenwart mit einem Bauern. Der Hund des Bauern schaut auf die Hofbrücke und führt den Blick des Betrachtes zu einem nobel gekleideten Herrn und einem Jungen mit einem Spielreifen. Links im Bild bietet ein fliegender Händler seine Ware feil.








Der Martiniplan, die erste Touristenkarte von Luzern

Der Martini Plan von 1597 ist ein absolutes Meisterwerk.


Martiniplan Luzern



Machen Sie mit dem Martiniplan eine virtuelle Stadtbesichtigung durch Luzern. Bestaunen Sie die Museggtürme, den Kapellplatz, das Rathaus, Unter der Egg und die Spreuerbrücke mit den Mühlen.


Martin Martini hat Menschen auf die Karte gezeichnet und genau das macht die Karte so lebendig und ansprechend. Einfach genial!






Martin Martini war ein genialer Kupferstecher, ansonsten aber ein Tunichtgut und Grossmaul.
Dank seiner Handwerkskunst erlangte er das Luzerner Bürgerrecht, was ihm später aber wieder abgenommen wurde und er Luzern verlassen musste.

Legende zum Martiniplan von Luzern
1. Gütsch
2. Gütschturm
3. Sentitor, St. Antonius-Kirche
4. Pfründerspital und unteres Siechenhaus
5. Städtisches Holzhaus
6. Stadtspital St. Jakob
7. Armbruster-Schützenhaus und Kuzweilplatz
8. St. Anna Lazarett und -spital
9. Büchsenschützenhaus und -matte
10. Baslertor, Zollhaus, Haberturm
1 1. Städtisches Schmiedehaus
1 2. Judenturm, Kornhaus
13. Zeughaus
14. Pfistergasse
15. Bruchgasse
16. Bruchtor
17. Kesselturm
18. Ketzerturm
19. Obergrundstrasse
20. Kriensertor
21. Gasthaus zum Schlüssel
22. Bartüssergasse und -platz
23. Barfüsserkloster und -kirche
24. Schmiedgasse
25. Burgertor, Krienbach i
26. Münzgasse
27. Heiliggeistspital und -kirche
28. Jesuitenkirche und -kollegium
29. Jesuitengymnasium, Gasse und Platz davor
30. Kropfgasse und -tor
31. Frauenturm
32. Freienhof
33. Kapellbrücke mit Wasserturm
34. St. Peterskapelle
35. Zurgilgenhaus und -turm
36. Wyghaus des Klosters Engelberg
37. Herberge der römischen Kaiser und der österreichischen Fürsten
38. Rat- und Richthaus, darunter Korn-, Kaufhaus und Ankenmarkt
39. Eggstiege
40. Haus der Gesellschaft zu Pfistern, darunter Obstmarkt
41. Haus der Gesellschaft zu Schneidern
42.Markt an der Fischerstatt
43. Haus der Gesellschaft zu schützen und zu Fritschi, darunter Metzg
44. Reussbrücke und Reussgässli
45. Kramgasse mit der Apotheke (und Pranger mit Lasterbank)
46. Fisch- oder Weinmarkt
47. Kornmarkt
48. Furrengasse
49. Kapellgasse und -platz
50. Sust und Kornhaus
51. Hoftor, Aufgang zur Hofbrücke
52. Vordere Ledergasse und Ledertor (heute Gerbergasse)
53. Hintere Ledergasse und Ledertor
54. Rosengartenturm
55. Gasse unter den Bäumen, Schwesternhaus (heute Sternenplatz)
56. Weggistor, lnneres Weggistor oder schwarzer Turm
57. Grabengasse
58. Graggentor
59. Neuer Platz
60. Alter Rossmarkt, Gasse (+ Schwesternhaus)
61. Mühlenplatz
62. Mühlentor
63. Harnischer- und Poliererhaus
64. Spreuerbrücke mit Mühlen und Schleife
65. Nölliturm
66. Männliturm
67. Luegisland
68. Wacht- oder Heuturm
69. Zeitturm
70, Schirmertor
71. Pulverturm
72. Allenwindenturm
73. Dächliturm
74. Ausseres Weggistor
75. Weggisgasse (heute Hertensteinstrasse)
76. Löwengraben
77. Cysathaus und Kapelle
78. Mariahilfgasse
79. Seegraben
80. Hoftor in der Vorstadt
81. Stift St. Leodegar und Mauritius
82. Propstei
83. Leutpriesterei
84. Hofschule
85. St. Leonhardskapelle und Beinhaus
86. Tor zum Kirchhof
87. Predigerstatt, Platz unter den Linden
88. Hofgasse in der Vorstadt
89. St. Antonius-Kapelle
90. Heiliges Kreuz
91. Kapuzinerkloster
92. Dietschiberg
93. Strasse nach Einsiedeln
94. Jesuiter-Baumgarten
95. Städtische Schiffhütte





Der Wasserturm zu Luzern

Water_Tower_with_rainbow_von_Silvan_Kaeser_©_ImagePoint_biz
Wasserturm mit Regenbogen von Silvan Kaeser © ImagePoint.biz

Kapellbruecke_mit_Wasserturm_Ausschnitt_Martiniplan_1597
Kapellbrücke, Wasserturm, 1597
Der Wasserturm wurde um 1300 als freistehender Wach- und Herrschaftsturm gebaut. Die Kapellbrücke folgte ein paar Dekaden später. Luzern war damals fest in habsburgerischer Hand.
Die Bauform ist achteckig. Der Turm ist 34,5 m hoch, sein Umfang beträgt 38 m und die Mauern sind bis zu 4 m dick.Von Ausnahmen abgesehen, ist der Wasserturm der Öffentlichkeit für Besichtigungen nicht zugänglich.


Der Turm hat vier Etagen. Zuoberst im Obgaden haben sich heute
Alpensegler eingenistet, die vom Ornithologischen Verein  beobachtet und erforscht werden.

Früher wurden dort Leute im Rahmen von peinlichen Befragungen aufgezogen.
Aufziehen_im_Wasserturm_ Aus_Luzerner_ Schilling_Folio_129v_ Amstaldenhandel
Luzerner Schilling 129v
Der Obgaden diente u.a. auch als Gefängnis. Daran erinnert eine Toilette, so eine Art kombiniertes „Rutschbahn-Plumpsklo“. Während des Franzoseneinfalls wurden im Wasserturm auch Deserteure eingesperrt. Einer wollte aus dem Fenster flüchten und fand dabei den Tod, denn das Wasser war nicht tief genug. Der durchschnittliche Pegelstand des Sees war zu dieser Zeit um ca. 3 m tiefer als heute, bzw. vor dem Wehrbau.

Die zweitoberste Etage ist heute die Turmstube des Artillerievereins. Der Artillerieverein hat den Wasserturm nämlich gepachtet, mitrestauriert und unterhält ihn mit grosser Hingabe.
Früher war in diesem Raum die Schatzkammer der Republik Luzern untergebracht.
Dann folgt eine Geheimkammer, die nach dem Raub des Staatsschatzes gebaut und nach ihrer Wiederentdeckung um 1900 leer vorgefunden wurde.

Eine Etage weiter unten war früher die Rüst-,  Waffen- und Folterkammer. Heute gibt es in diesem Raum zahlreiche Waffen aus früheren Zeiten zu sehen.





In der Mitte des Raumes ist ein Loch, welches 6 m in die Tiefe führt, ins Verlies. Das Verlies des Wasserturms diente vornehmlich für die “Untersuchungshaft“.

Die Gefangenen wurden auf einem Holztütschi sitzend an einem Seil in das Verlies hinuntergelassen. Dann wurde der Deckel zugemacht und dunkel war’s.

Guta von Rothenburg

Gräfin Guta (Gutta, Guda) von Rothenburg war eine ganz starke Frau die im 13. Jahrhundert gelebt hat. Luzern war damals in habsburgerischer Hand und wurde von den Grafen von Rothenburg verwaltet.

Guta von Rothenburg hat sich dafür stark gemacht, den damals blutjungen Orden des heiligen Franz von Assisi nach Luzern zu holen. Die Franziskaner waren beliebt, denn sie kümmerten sich auch um Arme, Kranke und hilfsbedürftige Pilger. Ausserdem erstreckte sich das Armutsgelübde auf das gesamte Kloster und nicht nur auf den einzelnen Mönch.

Es bildete sich eine Interssengemeinschaft von Stadtbürgern und Adligen, die diesen neuen, aufblühenden Orden nach Luzern holen wollten und bereit waren, dafür Geld zu spenden. Nach jahrelangem Streit gelang es, den Widerstand des Abtes von Murbach zu brechen und mit vereinten Kräften den Kaufpreis für Boden und Bau aufzubringen.

 Die Gründung und der Baubeginn des Franziskanerklosters St. Maria in der Au geht auf das Jahr 1269 zurück und wurde von Diebold Schilling in seiner Chronik festgehalten.

Diebold Schilling Chronik Folio 7r 23

Im Vordergrund sehen wir die Gräfin von Rothenburg, die das Geld für den Baugrund auf einen Baustein legt. Daneben steht der Abt von Murbach, der das Geld einsammelt.
Links hinter Guta von Rothenburg steht eine Anstandsdame.

Beide Frauen tragen eine Haube, was sie als verheiratet oder verwitwet auszeichnet. Das offene Tragen der Haare war in dieser Zeit nur jungen, ledigen Frauen gestattet.

Guta von Rothenburg ist die einzige Frau in der Diebold Schilling Chronik, die eine höhere und wichtige Position bekleidet. Er muss grosse Achtung vor ihr gehabt haben, denn er hat sie in einem roten Kleid gemalt. Das bedeutet, dass sie die wichtigste Person im Bild ist. Er nennt Sie als Alleinstifterin und beziffert den Kaufpreis für Au und Hofstatt auf „Sächtzig Mark Silber“. Er schreibt auch, dass sie im gleichen Jahr gestorben ist und in der Franziskanerkirche beim Fronaltar im Chor beerdigt wurde.








Die Herberge zum Rössli und das alte Wasserrecht


Die ehemalige Herberge zum Rössli war das erste Luxushotel in der Stadt Luzern mit eigenem Brunnen. Anfangs des 16. JH war es die bevorzugte Adresse der französischen Ambassadoren. Das Haus zählte um die 20 Betten, plus Stallungen und Futter für Pferde und Vieh, dass gehörte zu dieser Zeit zur ganz normalen Hotel Infrastruktur. Darüber hinaus verfügte das Rössli als Alleinstellungsmerkmal über einen eigenen Brunnen.


Der Gasthof zum Rössli in der Diebold Schilling Chronik:
Diebold Schilling Chronik Folio 310v
Das Bild zeigt den Einzug des französischen Schatzmeisters in Luzern 1509. Im Hintergrund sehen wir drei Museggtürme, den Mändli-, Luegisland- und den Wachturm.
Dann sehen wir drei Steinhäuser, allesamt Gasthäuser, wie wir an den Wirtshausschildern erkennen können: Rechts das Schwert, in der Mitte das Rössli und links der Raben.
Die Wetterfahnen auf dem Dach des Hotel Rössli zeigen das Wappen des damaligen Wirtes, Peter Zumkäs.
Neben dem Wirtshausschild sieht man eine Auffrichtung zum Aufhängen von Zaumzeug. Darunter betritt gerade ein Pferd die Stallungen der Herberge. Das ist genau dort, wo heute der Eingang zum Coop City ist. Im Vordergrund im blauen Mantel reitet der französische Schatzmeister umgeben von bewaffneten Männern. Rechts vor dem Schatzmeister sieht man einen Maulesel mit Geldtruhen der französischen Krone bepackt. Hinter dem Schatzmeister sieht man noch einen Maulesel, der weitere Geldtruhen erahnen lässt.



Aus der Cysat Collectanea, Seite 136:
Brunn zum Rosslin
[Mskr. 1450, Pol. 299R] Zuo wüssen, das mgh.
vor langen zytten, vngfar Ao 15 14, den brunnen,
so jn der herbergzum Rösslj an der Müligaßen
stat, jn jrem kosten vffrichten vnd zuorüsten
laßen, ouch denselbigen derselbigen herberg
(wyl es vormalen die fürnembste vnd der
französischen ambassadoren herberg gewesen
wie noch) und vbergeben mitt dem geding, das der
brunn nüt destominder den nachpuren vnd andem,
wär deßen mangelbar vnd begert, offen
vnd gemein sin sölle.

Auf Neudeutsch zusammengefasst heisst das:
Ca. 1514 errichtet die Stadt Luzern in der Herberge zum Rössli einen Brunnen und übergab diesen mit der Bedingung, dass jeder, der Wasser mangelt oder begehrt, am Brunnen der Herberge zum Rössli Wasser holen darf.

Heute sehen wir vom Hotel Rössli nur noch den Nachfolgebau, das Coop City Gebäude. Aber immer noch gilt das alte Wasserrecht. Noch immer hat das Gebäude einen eigenen Brunnen, muss das Wasser aber für alle bereithalten. Dieses Wasserrecht erhöht den Wert des Grundstücks. Die Grundstücksbesitzerin ist deshalb tunlichst darauf bedacht, das Wasser des Brunnens jedermann zugänglich zu machen, damit ihr niemand das alte Wasserrecht streitig machen kann.

Als ich ein Bub war hiess das Warenhaus EPA und im Untergeschoss befand sich ein schmuckloses Lavabo, wo immer Wasser floss. Das Haus gehört noch immer der «Neue Warenhaus AG» mit Sitz in Zürich. Seit Jahren hat sich der Coop im gesamten Haus eingemietet. Heute befindet sich im obersten Stock im Self Service Restaurant ein kleiner Zierbrunnen, der auch immer Wasser führt. Und auch vor dem Haus befindet sich ein moderner Trinkbrunnen. Damit wird die Bedingung aus dem alten Wasserrecht eingehalten.

Unterer Mühlenplatz mit Sicht auf das Coop City Gebäude, wo früher der Gasthof zum Rössli stand.












Das Schaufenster der alten Suidterschen Apotheke

Die Alte Suidtersche Apotheke wurde 1833 gegründet und Teile der Inneneinrichtung haben seither nicht geändert. Kunden von nah und fern werden in einem antiken Interieur bedient. Auch eigene Hausspezialitäten sind im Angebot der Apotheke, wie die wohl bekannte Mutter und Kind Hautsalbe.

Der absolute Hingucker ist jedoch das Mittelalter Schaufenster. Tagsüber sieht man fast nichts, weil innen kein Licht brennt. Des Nachts aber offenbart sich einem eine Mittelalterliche Apotheke. Man sieht Regale mit Behältern und Gläsern mit Aufschriften und Zeichen, Knochen, Kieferknochen mit Zähnen, ein altes Arzneibuch, ein Uhu. An der Decke hängen getrocknete Arzneimittel, Holz und Wurzeln, ein Kugelfisch und der Pilatusdrache.
Auf der rechten Seite sieht man eine Feuerstelle, das Labor eines Apothekers im Mittelalter, wie es wohl auch von Alchemisten benutzt wurde.

Werfen Sie auch einen Blick auf den Bereich der alten Haustüre mit der Verzierung aus schmideisernen Mohnblumen.
Ich weiss nicht wem der Dank gebührt, aber ich finde es ganz toll, dass offenbar jemand auf eine kommerzielle Nutzung dieses Raumes verzichtet und uns Einblick in eine mittelalterliche Apotheke gewährt. Möge das noch lange so bleiben.


Das Schaufenster der alten Suidterschen Apotheke, so wie es nur bei Nacht zu sehen ist.