Der Pranger in Luzern

Im Mittelalter hatte jede Stadt einen Pranger. Dieser diente der Bestrafung für leichte Vergehen. Der Übeltäter wurde für eine bestimmte Zeit an den Pranger gekettet, um vom Volk verhöhnt, bespuckt und mit Unrat beworfen zu werden. Das "an den Pranger stellen" war eine Schandstrafe. Aber auch Prügelstrafen, Brandmarken und Verstümmelungen wurden am Pranger durchgeführt. Für zum Tode Verurteilte war der Pranger lediglich eine Station auf dem leidvollen Weg zur Exekution.

In Luzern stand im unteren Teil des alten Fischmarktes ein Säulenpranger. Dazugehörige Halseisen sind im Historischen Museum ausgestellt. Der Pranger selbst ist nicht erhalten, jedoch im Martiniplan von 1597 zu sehen.

Das bevorzugte Werkzeug für Schandstrafen war in Luzern jedoch die Trülle. S' Trülli, wie es im Dialekt heisst, war ein runder, drehbarer Holzkäfig, der in Luzern auf der Reussbrücke stand.
Jedermann konnte den im Drehkäfig Stehenden nach Lust und Laune bis zur Übelkeit oder gar Bewusstlosigkeit drehen (trüllen).

Im 13. Jahrhundert erlaubten die Habsburger der Luzerner Obrigkeit, selber Gericht zu halten. Grundlage dazu bot der "Geschworene Brief" von 1251, der laufend ergänzt wurde.

Anfangs wurde im Freien unter der Linde gerichtet, dort wo auch der Pranger stand. Später zog das Gericht in das Haus nebenan, das heutige Hotel des Balances. Gericht und Rat waren identisch, denn der Rat amtete auch als Gericht.

Die Urteilsverkündigungen erfolgten auch später hier auf dem Platz im Freien, derweil der Delinquent an den Pranger gestellt wurde. Das Restaurant "Rotes Gatter" verweist auf die "blutrote" Schranke der Blutgerichtsbarkeit. Ebenfalls am Platz steht das Restaurant zur Linde und davor wurde 1978 wieder eine Linde gepflanzt.

Weitere Informationen:
  • Der nächstgelegene noch erhaltene Pranger befindet sich am Rathaus der Stadt Sursee (Bild, Wiki).
  • Ein Bild einer Trülle finden Sie hier
  • Weitere beliebte Werkzeuge für Schandstrafen im Mittelalter waren der Schellenwerker Halsring, der Stock, Schandmasken und Halsgeigen.