Stadtführungen durch das historische Luzern

Nachtwächter Rundgang
Mittelalter und Stadtgeschichte hautnah erleben, in authentischer Umgebung, kompakt und kurzweilig dargestellt in neuen und alten Medien.
Anders als alle anderen Nachtwächter Touren. Eine spezielle Themenführung sowohl für Einheimische, Schweizer und Gäste aus aller Welt.

Martiniplan_1597
Die Luzerner Stadtansicht von Martin Martini 1597

Öffentliche Nachtwächter Tour
Öffentliche Nachtwächter Führungen finden von April bis Oktober fast jeden Samstag nach Sonnenuntergang statt.
Für Informationen zu öffentlichen Nachtwächter Touren klicken Sie hier.


Private Nachtwächter Tour
Private Nachtwächter Führungen sind fast jederzeit nach Sonnenuntergang möglich. Mehr dazu hier.
(Das Pendant bei Tageslicht heisst Private Mittelalter Stadtführung und Informationen dazu finden Sie hier.)


Highlights
- Sehenswürdigkeiten der Altstadt
- Das Leben im Mittelalter
- Recht und Ordnung
- Der Totentanz des Jakob von Wyl
- Bilder auf iPad und Lichtbildprojektion


Dauer und Länge
Im Sommer ca. 90 Minuten, im Winter ca. 60 Minuten / ca. 1,6 km.


Treffpunkt
Rathausquai/Rosengartplatz, bei der Kapellbrücke, rechtes Flussufer.


Startzeiten
Der öffentliche Nachtwächter Rundgang beginnt kurz nach Sonnenuntergang.
Die Startzeiten sind wie folgt:
29. März um 19:30 Uhr
01. - 14. April um 20:30 Uhr
15. - 30. April um 21:00 Uhr
01. Mai - 11. August um 21:30 Uhr
12. - 31. August um 21:00 Uhr
01. - 12. September um 20:30 Uhr
13. - 30. September 20:00 Uhr
01. - 14. Oktober um 19:30 Uhr
15. Oktober - 01. November um 19:00 Uhr


Leistungen

Szenischer Nachtwächter Stadtrundgang mit deutsch sprechendem, mittelalterlich gekleidetem Stadtführer und multimedialer Präsentation.


Beschreibung
Nachtwächter Ralf Stadtführung mit Schwerpunkt Luzern und Eidgenossenschaft vom 12.-18. Jahrhundert.

Die Tour beginnt mit dem Klang des Feuerhorns, gefolgt vom Nachtwächter-Betruf. Und schon geht's los. Nachtwächter Ralf erzählt von seinem Leben in niederem Stande und von anderen unehrlichen Berufen. Anhand des 400 Jahre alten Martiniplans erklärt er die Route Ihres Rundgangs und zeigt Ihnen Sehenswürdigkeiten vom Alten Luzern. Vieles davon ist heute noch erhalten und einiges davon werden Sie heute näher kennen lernen.

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Die Kapellbrücke, 1897.
Sie beginnen mit dem Wahrzeichen Luzerns, dem Wasserturm und der später dazu gebauten Kapellbrücke. Der Nachtwächter berichtet vom Innenleben des Turmes, vom Verlies, der ehemaligen Folterkammer und vom Aufziehen im Obgaden.
Am Kapellplatz hören Sie Interessantes von der mittelalterlichen Gesellschaft und vom Leben in der aufblühenden Stadt und Republik Luzern.


Toggeli
Das Toggeli (The Nightmare)
Weiter geht's durch die Furrengasse, wo früher ein Gespenst und allerlei Toggelis ihr Unwesen trieben.

Am Kornmarkt sehen Sie das Rathaus, den Rathausturm mit seinen Ausguckerkern und die Zunftstube zur Pfistern. Sie sehen den Luzerner Fuss und die Elle und Sie hören die Geschichte vom Riesen von Reiden.


Mordnacht_von_Luzern
Mordnacht von Luzern
Im Brandgässli folgt die Legende der Mordnacht, bevor Sie zum Weinmarkt ziehen, wo früher Osterfestspiele aufgeführt wurden. Sie hören das Gedicht des Todes aus dem Schlussakt des Cenodoxus, aufgeführt in Luzern im Jahre 1609.


Weiter geht's zum unteren Weinmarkt, dem ersten Gerichtsplatz der Stadt Luzern, wo früher ein Pranger stand. Im Zöpfli am Fluss geht es dann um Recht und Ordnung und die leidvolle mittelalterliche Gerichtsbarkeit. Sie erfahren Einzelheiten über die damals üblichen Verhörmethoden und die Strafen an Leib und Leben.

Weiter geht es über die erste Brücke Luzerns zum Schaufenster der Alten Suidterschen Apotheke.
Danach gehen Sie zum Ritterschen Palast, wo Sie die Geschichte des Giovanni Lynzo alias Hans von Trient hören.

Ein weiterer Höhepunkt bildet die Wort-Bild Präsentation des siebenteiligen Totentanz-Zyklus des Jakob von Wyl.


Totentanz des Jakob von Wyl, Bild 2.
An der Jesuitenkirche vorbei, gehen Sie weiter über die Kapellbrücke, wo Sie ein paar Bilder näher betrachten. Am Ende der Kapellbrücke angelangt, endet die Tour.


Einige der Protagonisten der Nachtwächter Tour
Diebold Schilling d. J., der umtriebene Chronist, Notar, Kaplan und Raufbold.
Renward Cysat, der bescheidene Apotheker, Stadtschreiber, Festspielleiter.
Jakob von Wyl, der Künstler und Pechvogel von Luzern.
Ludwig Pfyffer von Altishofen, dem das Glück ins Gesicht lacht.
Martin Martini, genialer Kupferstecher und Grossmaul.
u.a.


Weitere Informationen 
Die Tour ist mit vielen Bildern umrandet. Diese werden auf Papier und iPad präsentiert.
Nach Einbruch der Dunkelheit kommt ein Beamer zum Einsatz.
Der Strassenbelag besteht aus Kopfsteinpflaster.
Die Tour ist rollstuhlgängig.
Der Rundgang kann für EinzelpersonenPrivat und für Gruppen gebucht werden.














Der Musegger Umgang

Im Mittelalter waren Großbrände häufig, da die Häuser meist aus Holz gebaut und mit Stroh oder Schindeln gedeckt waren. Dadurch konnten sich Feuer leicht ausbreiten, oft brannten ganze Häuserzeilen oder sogar Stadtteile nieder. Auch Luzern blieb davon nicht verschont – was wohl zur Redensart führte:

„Z’ Lozärn brönnts gern.“

Nach dem verheerenden Stadtbrand am Peter- und Paultag (29. Juni) des Jahres 1340 beschloss die Obrigkeit, Maßnahmen gegen die Feuersbrünste zu ergreifen. Zum Zeichen ihres Ernstes legte sie ein Gelübde ab: Jährlich sollten drei Ratsmitglieder eine Wallfahrt nach Rom unternehmen.

In den 1460er-Jahren wurde dieses Gelübde in den „Musegger Umgang“ umgewandelt. 1512 verlieh Papst Julius II. der Prozession den Charakter einer Pilgerreise mit vollkommenem Ablass.

Musegger Umgang, Ulrich Gutersohn (1862-1946)
Musegger Umgang, 1894, Ulrich Gutersohn (1862-1946)

Die Stadtwallfahrt entwickelte sich zum bedeutendsten Kirchenfest Luzerns – sogar noch größer als die Fronleichnamsprozession. Päpstliche Legaten aus Rom, Äbte umliegender Klöster, Komture geistlicher Ritterorden, Landammänner der Urkantone und das einfache Volk strömten in großer Zahl herbei.

Niklaus von Flüe (1417–1487) nahm oft daran teil und wurde mit grossem Respekt als „lebendiger Heiliger“ bestaunt. Einmal sollen ihm die Luzerner einen neuen Rock geschenkt und den alten als Reliquie behalten haben. Laut Hans Kurmann soll es sich bei dem in der Jesuitenkirche ausgestellten Rock um eben diese Reliquie handeln.


Der Ablauf der Prozession

Jeder Haushalt in Luzern war verpflichtet, mindestens eine Person zum Umgang zu schicken. Im 17. und 18. Jahrhundert überstieg die Zahl der Teilnehmer sogar die damalige Stadtbevölkerung. Die Pilger füllten die Straßen, Gasthäuser und Stuben. Die Stadt spendierte den Armen, Kranken und Ratsherren ein Fischmahl, den Priestern dazu auch Wein. So ging der kirchliche Anlass stets in ein geselliges Fest über.

Der ursprüngliche Musegger Umgang fand am 23. März statt und führte von der Hofkirche durch die Stadt hinauf zum Musegghügel. Dort versammelten sich die Teilnehmer unter freiem Himmel zur Messe. Am Prozessionsweg steht eine Marienkapelle, ein Bau aus dem 17. Jahrhundert.

Der „Skandal“ von 1522

Üblicherweise wurde ein auswärtiger Prediger eingeladen, um die Museggpredigt zu halten. Im Jahre 1522 fiel die Wahl auf den Zürcher Geistlichen und Zwingli-Freund Konrad Schmid. Er nutzte die Gelegenheit, um von einem gütigen Gott zu sprechen, der sowohl „väterlich“ als auch „mütterlich“ sei, und erklärte die Bibel zur einzigen Autorität. Zudem kritisierte er den Papst und die Heiligenverehrung.

Viele Zuhörer waren begeistert, andere jedoch empört – darunter auch die Obrigkeit. Diese Predigt markierte das Ende aller reformatorischen Bestrebungen in Luzern. Für die nächsten drei Jahrhunderte wurde jede protestantische Bewegung in der Stadt mit eiserner Hand unterdrückt.

Der Musegger Umgang heute

Mit der Zeit nahm das Interesse am Musegger Umgang ab. Doch es gibt Bestrebungen, diese Tradition in neuer Form wieder aufleben zu lassen. Jedes Jahr Anfang Mai wird dieser Anlass feierlich begangen.

Der nächste Musegger Umgang findet am 5. Mai 2025 von 10:00 bis 11:00 Uhr in der Museggkapelle statt. Organisiert wird er von den Pfarreien St. Leodegar und MaiHof/St. Karl in Zusammenarbeit mit dem Quartierverein Luegisland. Für die musikalische Umrahmung sorgt ein Bläserquartett.


Kopie Kapellbrücke Bild Nr 39, Dr. Jost Schumacher
Kopie Kapellbrücke Bild Nr. 39, Musegger Umgang, © Dr. Jost Schumacher


Quellen:

  • Luzern in der guten alten Zeit, Hans Kurman, 1982.
  • Lux Ritter Schultheiss und Bauherr, Kuno Müller, 1964.
  • Luzerner Zeitung 22. März 2022, Robert Knobel, Warum Luzern fast reformiert wurde.
  • Katholische Kirche Stadt Luzern, Pfarreiblatt, Zum Wohle der ganzen Stadt.




Die Hinrichtungsarten im alten Luzern

In der Stadt und Republik Luzern sind folgende Hinrichtungsarten belegt:

  • Enthaupten
  • Hängen (Männer, weniger Frauen, keine Kinder)
  • Erwürgen (Männer, Frauen und Kinder)
  • Ertränken (Fast nur Frauen und Kinder)
  • Rädern (Nur Männer)
  • Verbrennen (ca 95% Frauen, fast keine Männer)
Darüber hinaus werden in verschiedenen Quellen auch das Ausdärmen und Vierteilen und das Lebendig begraben erwähnt. 

Urs Graf, 1512, Bevorstehende Enthauptung auf dem Hochgericht

Mit dem Franzoseneinfall und der Abdankung des Ancien Régime 1798 haben wir dann für ein paar Jahre mit der Guillotine gerichtet. Nach Abzug der Franzosen kehrten wir dann aber allmählich wieder zur Schwertenthauptung zurück, bevor sich dann die Guillotine endgültig durchsetzte. 1942 wurde die Todesstrafe im zivilen Bereich abgeschafft. 

Die letzte Schweizer Guillotine steht im Historischen Museum in Luzern. Sie wurde 1940 das letzte Mal benutzt.


Die Enthauptung

Die Schwertenthauptung war im alten Luzern die häufigste Hinrichtungsmethode. Es gibt kein Delikt, dass im alten Luzern nicht auch schon mal mit dem Schwert gesühnt wurde, nicht selten im Sinne einer Strafmilderung. 

So wurden Verurteilte auch aus Gnade, wegen ihrer Jugend, ihres Alters, ihrer Krankheit, ihrer Verdienste oder ihrer adeligen Herkunft wegen zum Tod durch das Schwert begnadigt.

Die Schwertenthauptung gilt als die edelste Form der Hinrichtung. 

Gemäss Malefizordnung von 1600 war das Enthaupten für verschiedene Delikte vorgesehen, wie etwa:

  • Diebstahl (wenn er "nit gar schwär" war)
  • Morddrohungen, Androhung von Brandstiftung oder Körperverletzungen
  • Totschlag
  • Vergiftungen 
  • Notzucht
  • Inzest
  • Unglaube und Ketzerei 
  • Gotteslästerung
  • Lästerung der geistlichen und der weltlichen Obrigkeit
  • Rebellion und andere Formen des Widerstandes gegen die weltliche Obrigkeit.


Ausschnitt Martiniplan, die Enthauptung des hl. Mauritius
Ausschnitt Martiniplan 1597, Enthauptung des hl. Mauritius


Das Hängen (auch Aufknüpfen)

Hängen war eine Hinrichtungsform, die vorwiegend an Männern für schweren Diebstahl vollzogen wurde. 

Dabei gilt es zwei Todesarten zu unterschieden: dem Tod durch Genickbruch und dem Tod durch Ersticken.

In Ländern, in denen das Hängen heute noch praktiziert wird, erfolgt der Tod in der Regel durch Genickbruch. Die Verurteilten fallen durch eine Falltür vom Schafott, wodurch das Genick bricht und ein schneller (und vergleichsweise "gnädiger") Tod eintritt.

Im Mittelalter hingegen verlief die Hinrichtung grausamer. Die Verurteilten wurden auf eine Leiter geführt, am Galgen festgebunden, und die Leiter wurde anschließend entfernt. Der Tod trat langsam durch Ersticken ein.

Zur Abschreckung liess man die Gehängten am Strick verrotten, bis sie verfaulten und von selbst abfielen. 

Das Aufknüpfen galt als besonders gefürchtete und schändliche Strafe.


Das Erwürgen

Beim Erwürgen am Richtplatz wurde die oder der Verurteilte an einen Pfahl gebunden. Der Nachrichter stand hinter dem Pfahl und hat die Person mit einem Strick stranguliert. 


Das Ertränken

Männer wurden selten ertränkt. Diese Hinrichtungsmethode war Frauen, Kindern und Jugendlichen vorbehalten und zwar für Delikte wie:

  • Diebstahl
  • Totschlag
  • Vergiftungen
  • Kindstötung und Abtreibung ( «kindsverderberj »)
  • Inzest
  • Kupplerei
  • Unglaube, Ketzerei
  • Gotteslästerung
  • Lästerung der geistlichen und weltlichen Obrigkeit

In der Regel wurde die verurteilte Person in Kauerstellung gefesselt und ins Wasser geworfen. Um ganz sicher zu gehen, konnte man  auch einen Stock zwischen Beine und Arme schieben, wie man es auf dem Bild unten sieht. So gefesselt musste die verurteilte Person unweigerlich ertrinken. Siehe auch: Ab 1609 wurden Frauen nicht mehr ertränkt, sondern enthauptet (Link).


Luzerner Schilling Folio 142v (288), Hochstapler Claus Ring aus Willisau
wird auf Begehren Luzerns 1486 in Konstanz im Rhein ertränkt. 



Das Rädern (auch Radbrechen)

Das Rädern war eine grausame Form der Hinrichtung, die ausschließlich an Männern vollzogen wurde, meist als Strafe für Mord.

Der Scharfrichter zerschmetterte mit einem eisenbeschlagenen Rad zunächst die Gliedmaßen des Verurteilten – Arme und Beine wurden nacheinander gebrochen. Anschließend wurde der Körper auf das Rad geflochten, das schließlich auf einem hohen Pfahl befestigt wurde. Dort blieb das Opfer dem Tod überlassen, während Raben sich über den wehrlosen Leib hermachten.

Renward Cysat berichtet von einem bewegenden Vorfall in Luzern: Eine Frau soll ihren zum Rädern verurteilten Ehemann noch vierzehn Tage lang mit Hilfe einer Leiter versorgt haben, bevor er schließlich verstarb. 


Luzerner Schilling Folio 174v
Luzerner Schilling, Folio 174v (352) (1495).
siehe auch Schilling vereitelt einen Justizirrtum und rettet Jakob Kesslers Leben.


Das Verbrennen

Hexen, Ketzer, Zauberer, Brandstifter Homosexuelle und Sodomiten wurden verbrannt. Ca. 95% davon waren Frauen, die als Hexen ermordet wurden, viele davon bei lebendigem Leibe verbrannt. Die anderen wurden zuerst erwürgt, erhängt oder enthauptet. Zur Strafmilderung wurde einigen lebendig verbrannten Frauen ein Pulversäcklein um den Hals gebunden. 


Das Ausdärmen und Vierteilen

Diese Strafe galt als eine der grausamsten Hinrichtungsarten und war Verrätern vorbehalten. Der Verurteilte wurde auf einen speziellen Tisch gebunden und zunächst kastriert. Anschließend öffnete man seinen Bauch und entnahm ihm die Eingeweide, wodurch er qualvoll verstarb. Danach wurde er enthauptet und gevierteilt. Sein Kopf wurde aufgespießt, während die Gliedmaßen zur Abschreckung an den Stadttoren befestigt wurden.


Luzerner Schilling 210r
Luzerner Schilling, 1513, Folio 210r (425). Ein Knecht, der die Stadt an die Franzosen
verraten wollte, wird grausam gevierteilt (1500)


Das Lebendig begraben

Renward Cysat weist darauf hin, dass «vor Zeiten» am heutigen Kreuzstutz, Kindsverderberinnen lebendig begraben wurden. Auch Folio 285r aus der Diebold Schilling lässt solches vermuten.
Siehe: die Kapelle der Kindsverderberinnen.


Strafverschärfung

Genau so wie die Strafmilderung, gab es auch die Strafverschärfung. Oftmals war diese an Grausamkeit nicht zu übertreffen. So wurden Verurteilte mit glühenden Zangen gezwickt, am Körper, unter den Achselhöhlen und Frauen in die Brust. Letzteren wurde auch schon die Zunge rausgerissen. Dieben wurde vor der Tötung die rechte Hand abgehackt.


Mehrfachstrafen

Im Vergleich zur Strafverschärfung wirken posthum vollzogene Mehrfachstrafen geradezu absurd. So wurde etwa einem Geräderten zusätzlich ein Galgen aufs Rad gesetzt, um ihn auch noch zu erhängen (Siehe Bild).


Luzerner Schilling Folio 280r. (567). Mehrfachstrafen: Urs Nagel (oben rechts)
wird in Luzern wegen Mord gerädert und wegen Diebstahls gehängt.
Danach wird er dann noch wegen Sodomie verbrannt werden (1508).

Quellen:

  • Richtstätte und Wasenplatz in Emmenbrücke (16.-19. Jahrhundert), Michael Harrer, Manuela Ros, Jürg Manser (Hrsg.), 1992.
  • Die Schweizer Bilderchronik des Luzerner Diebold Schilling (Luzerner Schilling)1513 und Kommentarband, 1981, Alfred A. Schmid (Hrsg.)
  • Geschichte der Luzerner Rechtssprechung, Justiz- und Sicherheitsdept. Kt. Luzern. Link





Ab 1609 wurden Frauen enthauptet statt ertränkt

Unser bedeutendster Chronist, Renward Cysat, schildert in seiner Collectanea [E. Fol. 408R] unter dem Titel "Wyber Enthouptung" eine bedeutende Änderung in der Luzerner Rechtsprechung:

Nach altem Stadtrecht war es üblich, Frauen, die eines Verbrechens für schuldig befunden wurden, nicht durch das Schwert zu richten, sondern sie zu ertränken – oder, sofern sie der Hexerei bezichtigt wurden, auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Eine Begründung für diese Praxis findet sich nicht.

Doch in jüngerer Zeit mahnten geistliche Seelsorger und Beichtväter, dass das Ertränken ein langsamer und qualvoller Tod sei, der die Verurteilten in tiefe Verzweiflung stürzen und vom Glauben abbringen könnte. Um dieser Grausamkeit entgegenzuwirken, beschlossen die Obrigkeit, der Rat und die Hundert, dass Frauen, die nicht der Hexerei oder Zauberei schuldig waren, künftig – wie die Männer – durch das Schwertgericht hingerichtet werden sollten.
Diese neue Praxis wurde daraufhin eingeführt, wie es bereits in anderen Städten üblich war.

Einige Seiten weiter, auf  [Fol. 51v] erwähnt Cysat einen grausamen Fall von Blutschande: 

Ein Landmann aus der Umgebung Luzerns hatte nicht nur weitere Vergehen begangen, sondern auch seine Stieftochter geschwängert. Beide wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Urs Graf, 1519, einsame Enthauptung einer nach links knieender Frau, vor Seenlandschaft
Urs Graf, 1519, einsame Enthauptung einer nach links knieenden Frau, vor Seenlandschaft.





















So wurde das Urteil auch an der unglücklichen Tochter vollstreckt, die am 23. Dezember 1609 enthauptet wurde – als erste Frau in Luzern, die auf diese Weise ihr Leben verlor. Dieses Ereignis galt als außergewöhnlich und beispiellos.



Die Luzerner Hebammen Ordnung von 1594

Eine Gebärende in einem Geburtsstuhl
Wikipedia
Im alten Luzern gab es um 1594 drei vom Rat gewählte und besoldete Hebammen. Daneben gab es mehrere Lernende. Diese nannte man Lehrfrau-Wartnerinnen und sie erhielten auch einen kleinen Lohn und hofften bald zur Hebamme aufsteigen zu können.
Die Stadthebammen waren Staatsangestellte und hatten einen Eid zu leisten. Darin stand u.a. dass sie Reiche wie Arme gleichermassen ohne Unterschied zu bedienen hatten und neben ihrem vom Rat gegebenen Lohn kein weiteres Entgelt direkt von den Familien fordern durften. Die Torwächter waren angewiesen, den Hebammen auch bei Nacht jederzeit die Tore aufzuschliessen, so dass diese ungehindert ihrer Arbeit nachgehen konnten.

Hebammen hatten auch Staatsaufgaben zu erfüllen. Sie mussten nicht nur jede Geburt melden, sondern bei unehelichen Kindern auch den Namen des Vaters erfragen.
Ebenso wurden Hebammen von der Obrigkeit herangezogen, wenn es darum ging, der Hexerei angeklagte Frauen auf eine mögliche Schwangerschaft hin zu untersuchen. Nicht selten gaben nämlich der Hexerei angeklagte Frauen an, schwanger zu sein. Wenn dem so war, so wurde nach karolingischem Recht mit der Urteilsvollstreckung abgewartet, bis das Kind geboren war.
Auch Aborte mussten gemeldet melden, damit die Obrigkeit bei vermutetem absichtlich herbeigeführtem Schwangerschaftsabbruch, Ermittlungen aufnehmen konnte.

Frauen, die absichtlich einen Schwangerschaftsabbruch herbeiführten nannte man Kindsverderberinnen und im Hochmittelalter wurden diese lebendig begraben. Siehe auch: Die Kapelle der Kindsverderberinnen am heutigen Kreuzstutz

Es liegt nahe, dass die Hebammen auch über Mittel der Empfängnisverhütung und Schwangerschaftsabbruch Bescheid wussten. Dieses "verbotene Wissen" mussten sie geheim halten, um nicht zu riskieren, als Hexen verschrien zu werden.
Mit Sicherheit waren viele Hebammen auch heilkundige Kräuterfrauen. Vielleicht verfügten Sie über Wissen, dass uns heute nicht mehr zur Verfügung steht. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil heilkundige Kräuterfrauen mitunter auf dem Scheiterhaufen landeten.

Nach Cysat wurden die Apotheker in Luzern angewiesen, darauf zu achten, wem sie Hauswurz verkauften. Ein Sud aus dieser Arznei wurde nämlich auch dazu verwendet, einen Schwangerschaftsabbruch herbeizuführen.


Die Hauptbestimmungen der Hebammen Ordnung von Luzern von 1594
(Quelle: Dr. Theodor Michel Luzern, Bader, Scherer, Chirurgen, Hebammen und Apotheker im alten Luzern, 1931)

1. Die Hebammen sollen ihre Kunst nicht nur aus Büchern lernen. Es gebe aber "nützliche Büchlinen", die zum fleissigen Studium empfohlen werden.
2. Es wird verlangt "zimbliche Lybssterckhe" [ziemliche Leibesstärke] und mittleres Alter, damit sie den Anforderungen ihres Amtes gerecht werden. Sie sollen examiniert werden. Ferner Trost spenden können, nicht leichtsinnig und geschwätzig sein.
3. "Krosen oder Klopfen der Knüwen" werden als Symptome der nahen Geburt bezeichnet. Unterweisung der Frauen durch die Hebammen.
4. Das "Bürdelin oder Nachgeburth" soll sofort von vertrauten Personen weggeschafft werden, damit "es nicht Etwan bösen Lüthen in die Hend khomme und zue Hexery oder Zaubery (wie das offt beschechen) gebrucht werde".
5. Den gebärenden Frauen dürfen keine aussergewöhnlichen Mittel gegeben werden, "Insonderheit khein abergleubischen Sachen, Versägnen weder bruchen noch rathen."
6. Die Hebammen müssen einander helfen, den Doktor um Rat fragen, Kollegialität halten usw.  In schweren Fällen Anzeige erstatten.
7. Es gibt drei besoldete Hebammen in der Stadt. Diese Hebammen sollen die jungen Lehrhebammen bei der Geburt instruieren, stirbt ein der alten Hebammen, dann folgt die tüchtigste Lehrfrau-Wartnerin nach im Amt.
8. Damit der Dienst gewissenhaft ausgeführt wird, erfolgte 1594 eine Lohnerhöhung:
a) Freie Behausung
b) Alle Fronfasten (vierteljährlich) 10 libra (Währungseinheit und noch früher auch Gewichtseinheit)
c) Ein Vierthel Kernen (1 Luzerner Stadtviertel ist ein Getreidehohlmass und enthält 34.64 Liter. Im Alten Luzern bedeutete Kernen entspelzter Dinkel)

Wie hoch die Besoldung tatsächlich war, lässt sich heute nur sehr schwer feststellen.
Fest steht jedoch, das gute Hebammen rar waren. was die Luzerner Obrigkeit im 18. Jahrhundert gemäss Theodor Michel darauf zurückführte, dass die Besoldung zu gering sei.

Quellen:
 Dr. Theodor Michel Luzern, Bader, Scherer, Chirurgen, Hebammen und Apotheker im alten Luzern, 1931.
Cysat Collectanea Chronica und denkwürdiger Sachen pro Chronica Lucernensis et Helvetiae. Hg.: Joseph Schmid. Luzern 1961–1977.





Der Tretkran im alten Luzern

Auf Folio 3r der Luzerner Chronik von Diebold Schilling sieht man einen Tretkran. Das Bild zeigt  den Bau der ersten Klosterkirche im Hof im 8. Jahrhundert.

Luzerner_Schilling_Folio_3r_Bau_der_ersten_Klosterkirche_im_Hof_im_8_Jahrhundert
Luzerner Schilling Folio 3r - e-codices

Ganz oben auf dem Bild ist ein Engel mit einer Laterne abgebildet und spendet Licht. Ein Hinweis auf den fälschlicherweise von "Lucerna" (Leuchte) abgeleiteten Namen von Luzern. Der Geistliche ganz links in der unteren Bildhälfte ist Abt Wichard, der den Bau leitet. Ganz unten links sind zwei Arbeiter am Mörtel zubereiten. Daneben schleppt ein Mönch mit hochgezogener Kutte Steine herbei. Ganz unten rechts verrichtet ein Steinmetz in einer offenen Bauhütte seine Arbeit. In der Bildmitte wird die neue Klosterkirche um die ehemalige Nikolaus-Kapelle herum gebaut.

Folio_3r_Ausschnitt_mit_Tretkran
Folio 3r, Ausschnitt
In der Bildmitte sieht man einen Tretkran. Was aussieht wie ein Galgen ist das Krangestell. Das Rad darunter ist die Tretmühle, die von Menschenkraft angetrieben wird (Ähnlich wie das Laufrad beim Hamsterkäfig). Das Kranseil führt von der Tretmühle über das Krangestell zu einem Eckpfeiler. Am Kranseil ist eine Steinschere (auch Wolf oder Wolfszange genannt) befestigt. Die Steinschere umgreift einen Quader wie eine Zange. Ein Arbeiter, gekleidet in den Hosen eines Stadtknechtes, ist damit beschäftigt den Quader richtig zu setzen.


Luzerner_Schilling_Folio_216r
Luzerner Schilling Folio 216r
Steinschere
Steinschere
Durch das Hochziehen des Kranseils presst die Steinschere den Quader zusammen, so dass dieser gehoben werden kann (siehe Bild links).

Damit die Quader nicht abrutschen können, werden auf beiden Seiten kleine Löcher hinein gehauen (Siehe Bild rechts). So können durch das Ausnützen des eigenen Gewichts, schwerste Quader gehoben werden.


In Luzern ist uns eine Tretmühle erhalten geblieben. Sie befindet sich im Estrich der Hofkirche. Sie wird heute noch benutzt, um während des Gottesdienstes an Christi Himmelfahrt unseren Heiland hochzuziehen. Die Tretmühle kann an einer öffentlichen Führung der Hofkirche besichtigt werden.

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Tretmühle im Estrich der Hofkirche Luzern







Das beste Wasser in Luzern

Historisches Zentrum - my maps
Das beste Wasser in Luzern kann man an den Brunnen des historischen Zentrums trinken. Anders als die Häuser und Hotels von Luzern werden die Brunnen der Alt- und Kleinstadt nicht durch Druckleitungen gespiesen, sondern haben eine eigene, autonome Wasserversorgung die in ihrem Ursprung auf das Mittelalter zurückgeht.

Die ersten Brunnen der Stadt Luzern standen am Fischmarkt (heute Weinmarkt),  am heutigen Hirschenplatz, an der Verzweigung Eisengasse/Schlossergasse und am Wägus, an der heutigen Hertensteinstrasse beim Restaurant Einhorn.

Luzerner_Schilling_Folio_6v_Luzern_tritt_dem_Waldstättenbund_bei_1332
Luzerner Schilling Folio 6v
Der vielleicht erste und auch der edelste Brunnen der Stadt Luzern ist der Weinmarktbrunnen.
Schon im Jahre 1332 beim Betritt Luzerns zum Bund der Waldstätten stand am Fischmarkt ein Brunnen aus Holz, wie auf Folio 6v im Luzerner Schilling zu sehen ist.

Der Steinbrunnen am Weinmarkt, wie man ihn heute sieht,wurde 1494 von Meister Konrad Lux aus Basel vollendet. Er erhielt dafür das Bürgerrecht der Stadt Luzern. Der Original Brunnenstock ist heute im historischen Museum ausgestellt. Am Weinmarkt selbst steht eine originalgetreue Kopie des Werks. Zuoberst auf dem Brunnenstock steht der Stadtpatron Mauritius. Die sechs geharnischten Krieger zeigen eine Wehrschau, wie sie im alten Luzern im Herbst und in der Fasnachtszeit abgehalten wurde. Jeder Bürger der Stadt Luzern musste nämlich Waffen und Harnisch besitzen und diese zweimal im Jahr an einer Waffeninspektion zur Schau tragen.

WeinmarktbrunnenP1010078

Das Trinkwasser für die Haushalte, Hotels und alle Gebäude der Stadt Luzern kommt aus zwei Druckleitungen die aus einem Mix aus Seewasser, Grundwasser und Quellwasser gespiesen werden und ist von sehr guter Qualität.

Das Wasser der Brunnen im historischen Zentrum aber noch besser. Es besteht aus reinem Quellwasser das von weit oben am Pilatus im Gebiet der Bründle, Richtung Mittagsgüpfi in der Nähe vom sagenumwobenen Pilatussee entspringt. Schon im Mittelalter wurden die Quellen gefasst und das Wasser wurde entlang des Krienbachs, unter der Reussbrücke durch, bis in die Altstadt geführt.

Schopfrad_an_der_Limmat_in_Zürich_Teileinsturz_der_oberen_Brücke_1566_Wickiana
Wickiana, Schöpfrad an der Limmat
Während andere Städte wie Zürich das Wasser aus dem See und Fluss schöpften, genossen wir in Luzern reines Quellwasser.

Das Luzerner Brunnenwasser braucht einen Vergleich mit einem Henniez, Evian oder San Pellegrino nicht zu scheuen. Es muss auch nicht von weit her angekarrt werden. Die Transportwege sind kurz und umweltfreundlich.

Ein weiteres Qualitätsmerkmal liegt in der Stille unseres Brunnenwassers, das ohne Druckleitung auskommt. Wasserenthusiasten sagen, man solle das Wasser trinken, wenn es ruhig ist. Es gibt Leute, die lassen Hahnenwasser zuerst eine Weile stehen bevor sie es trinken, damit es ruhig und still werde.
An den Luzerner Brunnen können Sie sofort und direkt ruhiges, stilles Wasser trinken und diese Ruhe und Ausgeglichenheit in sich einströmen lassen.

Das freie Trinkwasser der Luzerner Brunnen ist ein unschätzbarer Wert, den es zu erhalten und zu beschützen gilt. Wasser sollte nicht kommerzialisiert werden. Leider ist dem nicht überall so.
Deshalb: Unterstützen Sie das Luzerner Non-profit Unternehmen wfw.ch, dass sich für freien Zugang zu Trinkwasser einsetzt.





Ritterscher Palast Luzern

Der Rittersche Palast ist der wohl eindrücklichste Renaissance Palazzo des ehemaligen Stadtstaates Luzern und wurde 1556 vom damaligen Schultheissen Lux Ritter in Auftrag gegeben.

Ritterscher_Palast_Luzern
Ritterscher Palast, Luzern
Lux Ritter wurde mit Pensionsgeldern sehr reich.
(Pensiongelder sind Geldzahlungen ausländischer Kriegsherren für die Anwerbung eidgenössischer Söldner).

Innenhof_Ritterscher_Palast
Innenhof
Luzern zählte damals nicht mehr als 5'000 Einwohner und die meisten Häuser waren aus Holz. An privaten Steinhäusern gab es nur wenige, wie z. Bsp. das heute noch bestehende zur Gilgen Haus oder das längst abgerissene Hertenstein Haus, dass mit Hans Holbein Fresken beschmückt war.

Lux Ritter gedachte ein Haus im Stil der florentinischen Renaissance aus schweren Quadern und schmucken Steinmetzarbeiten zu bauen. Dieser Baustil war in Florenz schon gut 100 Jahre alt, für Luzern aber war er neu. Lux Ritter zog Scharen von Bauleuten aus dem Süden an, die ihm ein unvergleichliches Haus errichteten, dass die alte Eidgenossenschaft überdauern sollte.

Steinhauerkunst_Ritterscher_Palast
Steinhauerkunst
Ein weitum berühmter Steinmetz und Bildhauer dieser Zeit war Johannes Lyn (Giovanni Lynzo), alias Hans von Trient. Er liess sich nur zögerlich von Lux Ritter engagieren. Sein schwärmerischer Glaube wurde ihm aber zum Verhängnis. Er wurde der Ketzerei bezichtigt, schuldig befunden und enthauptet. Am Tag seiner Hinrichtung verwünschte Hans von Trient den Bauherrn Lux Ritter. Ein paar Tage später, Zufall oder nicht, verstarb Lux Ritter.
(Weitere Informationen finden Sie in der Geschichte des Hans von Trient aus der Wickiana und in den Ausführungen von Renward Cysat).
Der künstlerische Anteil des Hans von Trient am Palast ist nirgendwo festgehalten. Gemäss Adolf Reinle ist er wohl der Schöpfer der feinen Bildhauereien.


Torbogen_Ritterscher_Palast
Torbogen
Der dreigeschossige Palast mit offenem Innenhof war zu dieser Zeit zu etwa zwei Drittel fertig gebaut. Die Erben von Lux Ritter waren nicht in der Lage den Bau weiterzuführen. Die Stadt Luzern nahm das Haus an sich und liess es fertig bauen.

Man wollte daraus das Rathaus machen, aber es kam anders. Die Zeit des Ludwig Pfyffer von Althishofen war gekommen. Er war jetzt der mächtigste Luzerner und herrschte wie ein Fürst, was ihm den Übernamen "der Schweizerkönig" eintrug.

Im Jahre 1578 übergab Ludwig Pfyffer von Altishofen das Gebäude den von ihm nach Luzern berufenen Jesuiten. Diese ergänzten den Palast zu beiden Seiten und bauten im Erdgeschoss eine Kirche ein, wie man auf dem Martiniplan sehen kann. Später wurde diese Kirche zugunsten der 1677 vollendeten Jesuitenkirche aber wieder aufgegeben. Ebenfalls auf dem Kupferstich von Martin Martini zu sehen ist die jetzt nicht mehr offene Südfassade des Palasts.

Martiniplan_1597_Ausschnitt_mit_Ritterscher_Palast_mit offener_Südfassade
Martiniplan 1597, Ausschnitt mit Ritterscher Palast mit offener Südfassade.


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Schumacherplan 1790, Ausschnitt mit Ritterscher Palast und 1677 vollendeter Jesuitenkirche.

Auf päpstliche Anweisung wurde der Jesuitenorden 1773 aufgehoben und 1814 wieder hergestellt. Im Zuge des Franzoseneinfalls (1798-1803) fiel der Besitz der Jesuiten dem Kanton Luzern zu. 1845 kehrten die Jesuiten auf Betreiben der Luzerner Regierung nach Luzern zurück. Nach dem Sonderbundskrieg im Jahre 1847 wurden die Jesuiten des Landes verwiesen und bis 1973 galt in der Schweiz ein Jesuitenverbot. Der halbrunde Parlamentssaal wurde 1843 angebaut und aus dem Ritterschen Palast der Stadt Luzern wurde das kantonale Regierungsgebäude des Kantons Luzern.

Ritterscher_Palast_mit_angebautem_halbrunden_Parlamentssaal_und_überdachtem_Innenhof_©_google_maps
Ritterscher Palast mit angebautem Parlamentssaal und überdachtem Innenhof - © google maps

Hauptportal
Hauptportal
Im 2. Stock des Gebäudes befinden sich die grossformatigen Bilder des siebenteiligen Totentanz Zyklus des Jakob von Wyl.

Von Ausnahmen abgesehen ist der Palast von Montag bis Freitag der Öffentlichkeit frei zugänglich. An Samstagen, Sonntagen und an Feiertagen ist das Gebäude geschlossen. Zu besonderen Anlässen wie Wahlveranstaltungen, Regierungsanlässen und Staatsempfängen kann das kantonale Regierungsgebäude jederzeit auch kurzfristig der Öffentlichkeit nicht zugänglich sein.
Wenn Sie das Gebäude besichtigen, respektieren Sie bitte, dass sich hinter den Türen im Innenhof Büroräume der kantonalen Verwaltung befinden, wo gearbeitet wird. Bitte seien Sie leise.

Besuchen Sie den Ritterschen Palast auf einer Mittelalter Stadtführung mit Nachtwächter Ralf (saisonal öffentliche und private Rundgänge).

Quellen und Literatur:
  • Adolf Reinle: Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Band II, Die Stadt Luzern: 1. Teil.
  • Kuno Müller: Lux Ritter Schultheiss und Bauherr