Marignano – ein Volk von uneinig Brüdern?

Die Schlacht von Marignano war die letzte grosse Schlacht der Eidgenossen und fand am 13. und 14. September 1515 statt.

Ferdinand Hodler, Rückzug von Marignano (Studie)

Die Vertreter der alten Orte konnten ihre Uneinigkeit vorerst überwinden und beschlossen  an der Tagsatzung, gegen die Franzosen in die Schlacht zu ziehen.

Francois I, der junge, frischgekrönte König von Frankreich wusste um die Uneinigkeit der Eidgenossen und nutzte diese geschickt aus. In Gallarate bei Mailand machte der König noch einmal ein Angebot für die Räumung der meisten eroberten Gebiete auf der Alpensüdseite.

Bern, Freiburg, Solothurn und Wallis waren damit einverstanden und kehrten sogleich um. Für die Innerschweizer kam das nicht in Frage. Die Zürcher blieben widerwillig.
Das eidgenössische Heer war über Nacht um 10‘000 Mann geschrumpft. Die verbliebenen 20‘000 Mann sammelten sich bei Marignano, dem heutigen Melegnano.

Klaus Jauslin, Kardinal Schinner
führt die 
Eidgenossen.
Kardinal Schiner, der Beauftragte des Papstes, befürchtete, dass die Eidgenossen womöglich unverrichteter Dinge wieder abziehen würden und setzte alles daran, die Schlacht zu beginnen.
Er stachelte einige Eidgenossen an und vermochte einige Scharmützel zu provozieren.

Waren die Gemüter erst mal erhitzt, so gab es kein Halten mehr.

Nie waren sich die alten Eidgenossen so einig, wie im Kampf.

Mit drei Gewalthaufen drangen sie tief in das feindliche Heer ein und es sah so gut aus, dass sogar schon Siegesmeldungen nach Hause geschickt wurden. Doch es wurde Nacht und alles kam anders.

Klaus Jauslin,
Der Verlust des Uristiers.
Die Eidgenossen verharrten, wo sie gerade waren. Die Franzosen aber formierten sich neu. Am nächsten Morgen wurde weitergekämpft.

Während man im Verbund des Papstes vergeblich auf die versprochenen Truppen aus dem Süden hoffte, bekamen die Franzosen Verstärkung. Die venezianische Reiterei fiel den Eidgenossen in den Rücken.


Es folgte ein mehr oder weniger geordneter Rückzug.

Urs Graf Schrecken des Kriegs 1521
Urs Graf, Schrecken des Krieges.

Einige sagen: Die Eidgenossen hätten einen Harst gebildet, dieser wurde aber durch die Artillerie versprengt. Auch die venezianische Reiterei hätte den Eidgenossen sehr übel mitgespielt.
Es sei kein geordneter Rückzug, sondern eher eine Flucht gewesen.

Andere sagen: Der französische König hätte die sich zurückziehenden Eidgenossen nicht mehr unter Artilleriebeschuss genommen. Er hätte auch den Venezianern Einhalt befohlen. Diese hätten sich aber nicht daran gehalten.

Als Eidgenossen haben wir seither nicht mehr im Ausland gekämpft, wenigstens nicht für Ruhm und Ehre, sondern nur noch für Geld. Es ging dabei nicht um Politik, sondern um Geld.

Seit wann sind wir denn nun neutral?
- Die einen sagen: Seit Marignano, 1515.
- Andere sagen: seit dem Wiener Kongress von 1815 (An diesem Datum wurde uns die Neutralität vom Ausland bescheinigt).

Wie es nun genau war, ist heute gar nicht mehr so wichtig.
Wichtig ist, was daraus geworden ist.