Von Andares Buman, der mit seinem Galgenhumor alle zum Lachen brachte. Aus der Wickiana (Text und Video)

Eine Geschicht aus der Wickiana vom 16. Jahrhundert, der Nachrichtensammlung von Johann Jakob Wick, übersetzt ins Neudeutsche.

Aus der Wickiana: Andares Buman wird 1568 in Zürich gehenkt.
1568. Von einem wunderlichen Menschen, der um viel Diebstahls Willen in Zürich gehenkt wurde.

Am 14. Juni dieses Jahre 1568 wurde Andares Buman von Zwingenberg aus dem Lande Hessen mit dem Strick gerichtet. Er hat wunderseltsame Possen im Gefängnis und beim Hinausführen zum Galgen getrieben, so dass er selber und andere Leute, mit ihm lachen mussten. Er hat nie Furcht vor dem Tod gehabt auch nicht bis zu seinem Ende; Er hat begehrt, dass man ihn hänge und nicht enthaupte. Die Ursache war, wie er vorgab, was er denn vor Gott ohne Haupt tun wollte. Als man ihn über die untere Brücke führte, hat er einen Bauern gesehen, der Binsen trug und er sprach zu ihm: „Lieber Bauer, Wie willst du mit Binsen tragen reich werden, wenn ich doch nicht einmal mit Stehlen vermochte reich zu werden.“
Vor dem Rennwäger Tor hat er einen Müller gesehen und zu ihm gesagt: „Lieber Müller, du gingest rechter mit mir und gebietest mir das letzte Geleit. Nach meinem Dafürhalten hast du manchen Mütt Kernen gestohlen. Alles in allem sind die Sprüche nicht alle zu erzählen, die er getrieben hat und die gar leichtfertig sind; Doch zuletzt ist er christlich gestorben und hat geredet: Herr Jesus Christus, empfange meine Seele.



Originaltext:
1568. Von einem wunderbarlichen menschen, der umb vil diebstalen willen zuo Zürich gehenckt worden.

Am 14 Junij dises 1568 iars ward Andares Buman, von Zwingenberg uss dem land zuo Hessen, mitt dem strik gericht. Hatt wunder selzam possen in der gfenknuss und im ussfüren getriben, das er selbs und anderlüth mitt im lachen müssen.
Hatt nie kein forcht dess tods ghan, auch bis in sin end; hatt begärt, das man in hänke und nütt enthaupte, ursach, wie er für gab, was er vor Gott on ein haupt thuon wölte. Als man in über die under bruggen gfürt, hatt er einen puren ersähen,
der binz getragen; sprach zuo im: Lieber pur, woltist du mitt binz tragen rych werden, hab ich doch nütt mögen mitt stälen rych werden. Vor dem Rennwäger thor hatt er einen müller ersähen und zuo im gesagt: Lieber müller, giengist
rächt mitt mir und gebist mir das gleyt, ich sich dich dafür an, du habist manchen mütt kernen gestollen. In summa, die sprüch sind nütt all zuo erzellen, die er getriben, die gar liechtfertig xin; yedoch zletst ist er christenlich gestorben
und grett: Herr Jesu Christ, empfach min seel.