Das alte Luzern erreichte seinen politischen und wirtschaftlichen Zenith etwa im späten 16. Jahrhundert, zur Zeit Ludwig Pfyffers von Altishofen. In dieser Epoche war Luzern das führende Zentrum der katholischen Innerschweiz. und spielte eine bedeutende Rolle in der Konfessionalisierung der Eidgenossenschaft nach der Reformation.
Gründe für Luzerns Blütezeit:
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Politische Dominanz: Luzern war führend im katholischen Lager der Eidgenossenschaft und spielte eine Schlüsselrolle in der katholischen Allianz, der späteren Borromäischen Liga.
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Einflussreicher Machtmensch: Ludwig Pfyffer war Schultheiss von Luzern und gleichzeitig Oberst der Schweizertruppen in Frankreich – sein Einfluss reichte weit über die Stadt hinaus.
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Wirtschaftlicher Aufschwung: Durch Söldnerdienste und französische Pensionen floss viel Geld nach Luzern. Auch der Handel, vor allem mit Tuch, blühte.
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Kulturelle und religiöse Stärkung: Die Jesuiten wurden 1574 auf Initiative Pfyffers nach Luzern geholt, was der Stadt eine zentrale Rolle in der Gegenreformation verschaffte (z. B. Gründung des Jesuitenkollegs).
Der „Schweizerkönig“ – Eine Figur größer als das Leben
Ob der Titel spöttisch oder bewundernd gemeint war, spielt keine Rolle mehr. Pfyffer verkörperte ihn mit Leib und Seele: Als Schultheiss, Bannerherr, Oberst und Ritter stieg er zur prägenden Figur seiner Zeit auf.
Reichtum, Familie, Einfluss
Ein florierender Handel mit Stoffen brachte ihm beträchtlichen Wohlstand. Seine Familie, jung, aber aufstrebend, verschaffte ihm Zugang zu hohen Ämtern. Unterstützt von Verwandten, die ihre Macht geschickt ausspielten, konnte er auch während seiner Abwesenheit in fremden Diensten seine Stellung sichern.
Karriere in Frankreich – Vom Söldner zum Oberbefehlshaber
Pfyffers Glück war ebenso konstant wie sein Ehrgeiz. In Frankreich öffneten ihm die Tode seiner Vorgesetzten den Weg an die Spitze der Schweizer Truppen im Ausland. Dort stieg er zum wichtigsten Offizier auf – und zum engen Vertrauten des Königs. Seine Tapferkeit, seine körperliche Stärke und seine Führungsqualitäten machten ihn zur Legende. Als er den König in Meaux aus feindlicher Umklammerung befreite, erreichte sein Ruhm neue Höhen.
Intrigen, Machtspiele und immense Reichtümer
Zuhause versuchte man, ihn zu stürzen – vergebens. Sein Einfluss war unantastbar. Die Dienste für fremde Mächte waren lukrativ, insbesondere für Frankreich, auch wenn die Zahlungen oft unregelmäßig waren. Trotzdem erhielt Pfyffer unglaubliche Summen, mit denen er Grundbesitz, Anwesen und sogar Herrschaften erwarb. Er war Gläubiger des französischen Königs in sechsstelliger Höhe – so hoch, dass dieser sich einmal vor seinen eigenen Söldnern ins Rathaus flüchten musste.
Unangefochtene Autorität in Luzern
In seiner Heimatstadt war Pfyffer unumstritten. Er bestimmte die Geschicke Luzerns und prägte die katholische Eidgenossenschaft maßgeblich. Diplomatisch agierte er geschickt – er schloss Verträge mit Frankreich, aber auch mit dessen Gegnern. Als sich die überkatholische Partei der Guise vom französischen König abspaltete, schlug sich Pfyffer auf ihre Seite. Heinrich III. war ihm nicht radikal genug.
Der letzte Akt eines Machtmenschen
Die letzten Stunden seines Lebens verbrachte Pfyffer mit politischem Tagesgeschäft: Ratsarbeit am Morgen, Besprechungen mit Freiburger Gesandten am Nachmittag, eine geheime Unterredung am Abend. Noch immer war der fast 70-Jährige geistig wie körperlich bei bester Gesundheit. Seine dritte Ehefrau erwartete gerade das vierzehnte Kind. Neben dieser großen Familie hatte Pfyffer in Luzern vier uneheliche Kinder anerkannt. Oft war er zu längeren Zeiten in Parisund an der Front und man darf davon ausgehen, dass er dort nicht mönchischer gelebt hat.
Ein Leben voller Widersprüche
Trotz seiner Lebensweise stand Pfyffer zu seinem katholischen Glauben. Die Jesuiten, die er nach Luzern holte, waren seine engen Verbündeten. Selbst wenn sie ihn ermahnten oder seine protestantischen Gegner gegen ihn wetterten – er war überzeugt, im Dienst der Kirche gehandelt zu haben.
Ein glanzvoller Abschied
Sein Tod kam leise, durch eine schmerzlose Lungenentzündung. Hinterlassen hat er ein Vermögen: sieben prachtvolle Stadthäuser, Ländereien, Höfe und Alpenweiden, darunter Altishofen und Wyher. Sein Barvermögen, Schmuck und Edelsteine übertrafen sogar den Wert seiner Güter. Mit ihm ging eine Persönlichkeit, deren Erscheinung eher an einen Fürsten als an einen Bürger erinnerte – einer, dessen Abwesenheit ausreichte, um eine Tagsatzung zu vertagen.
Nach Pfyffers Tod 1594 blieb Luzern zwar weiterhin wichtig, doch begann der langfristige Niedergang der städtischen Selbstherrlichkeit und des Einflusses auf eidgenössischer Ebene, insbesondere durch den wachsenden Druck aus Bern, Zürich und von außenpolitischen Veränderungen im 17. Jahrhundert.
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Künstler unbekannt, Original: Schloss Heidegg, vermutlich posthum gemalt. |
Die Kette des Michaelsorden, der Club der reichsten Männer dieser Zeit
und den Ring vom Papst.
Seine linke Hand auf einem Tötenschädel, als Zeichen der Vergänglichkeit.
Als wollte er sagen: Ich weiss schon, dass auch ich sterben muss.