Wer ist der Türst?

Der Türst ist eine heidnische Geistergestalt aus dem Luzernerland und ist im Ursprung niemand geringerer als Wotan, also Odin, der Hauptgott der nordischen Mythologie.

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Odin by Max presnyakov, Wikimedia Commons

Im Zuge der Christianisierung verschwanden die alten Gottheiten nicht einfach aus dem Bewusstsein des Volkes, sondern sie wurden von den neuen spirituellen Führern wohlwissentlich zu Geistern und Gespenstern "umgekrempelt", deren Gewalt besonders gross war, wenn die Menschen vom gottesfürchtigen Lebenswandel abwichen.

Der Türst, auch Thürst oder Vuotis genannt wird als höllischer Jäger dargestellt, der Vieh und Menschen erschreckt und eine Begegnung mit ihm kann zu Irrsinn und Tod führen. Der Türst wird begleitet von einer wilden Meute dreibeiniger Hunde oder Schweine. Wer sich ihm in den Weg stellt, oder nicht rechtzeitig ausweicht, wird sogleich in ein Tier seiner Meute verwandelt und muss ihm bis in alle Ewigkeit folgen.

Oft jagt der Türst in Wäldern und in Bachbetten, so im Entlebuch, im Wiggertal, im Schiltwald, am Hundsrücken, im Luzerner Würzenbachtobel, in Horw und Hergiswil. Ja in fast jedem Ort des Kantons gibt es Wege, die der Türst benutzt und einige tragen gar seinen Namen, wie z. Bsp. die Türstegg in Escholzmatt oder der Türstbach in Hergiswil.

Zuweilen wird der Türst von der "Sträggele" begleitet und man trifft ihn auch hoch zu Ross auf einem achtbeinigen Pferd, genauso wie Odin.

Türst-Geschichten finden sich u. a. in der Collectanea von Renward Cysat, in den Luzerner Sagen von Kuno Müller und online bei vuotisheer.ch

Meine eigene, auch für Kinder geeignete Türst-Geschichte finden Sie hier als Text und Video.